Aus Ahrtal wird SolAHRtal: die aktuelle Situation
Veröffentlicht am 17. August 2021
Zuletzt aktualisiert am 16. Mai 2024
Fast drei Jahre sind seit der Flutkatastrophe im Ahrtal vergangen. Was ist aus den ursprünglichen Forderungen des Runden Tisches Erneuerbare Energien und dem daraus entwickelten Projektvorschlag „Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler“ geworden? Welche Aktivitäten gibt es aktuell?
Eine Einordnung und die komplette Historie in diesem Beitrag.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal fand vor nahezu drei Jahren statt. Bereits einen Monat nach der Flutkatastrophe hat der Runde Tisch Erneuerbare Energien seine Forderungen hinsichtlich der Entwicklung des Ahrtals zu einer Modellregion aufgestellt, Bund und Länder haben 30 Milliarden Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt.
Was ist seitdem passiert?
Von Forderungen zum konkreten Projekt
Im Laufe der Zeit ist aus den ursprünglichen Forderungen durch die konstruktive Zusammenarbeit vieler Akteure, der sogenannten „SolAHRtal-Inititative“, ein sehr konkreter Projektvorschlag entstanden. Frau Prof. Dr. Claudia Kemfert hat dazu freundlicherweise eine Präambel verfasst.
Heute muss man feststellen, dass Bund und Länder zwar Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt, dabei aber eine wesentliche Ursache der Katastrophe „vergessen“ haben. Konkret geht es um die Verbrennung fossiler Energien und den damit einhergehenden Ausstoß von Treibhausgasen.
Aus Regierungssicht fehlt es dazu an einer gesetzlichen Grundlage, damit im Rahmen des Wiederaufbaus im Ahrtal Öl- oder Erdgasheizungen durch Erneuerbare Energien ersetzt werden.
Zusammenfassend: Die SolAHRtal-Inititative hat in mehrmonatiger Arbeit ein köstlich leckeres EE-Buffet zubereitet und dieses relevanten Entscheider*innen zugeleitet beziehungsweise vorgestellt.
Unerklärlich ist, warum relevante Entscheider*innen immer noch keine Möglichkeit geschaffen haben, damit die Beteiligten vor Ort diese leckere Nahrung am gedeckten Buffet-Tisch gemeinsam zu sich nehmen können.
Nachfolgend schildern wir Ihnen die Vorgänge rund um die SolAHRtal-Inititative. Die Auflistung ist chronologisch geordnet, beginnend beim neuesten Ereignis.
Unterstützen Sie unser Projekt bei der bundesweite Volksabstimmung
Wir haben unser Projekt bei Abstimmung21.de eingereicht! Ab sofort haben Sie die Möglichkeit, unseren Themenvorschlag „100 Prozent Erneuerbare in der Modellregion Ahrtal: Klimawende von unten“ zu unterstützen. Die 20 Themen mit den meisten Unterstützungen kommen in die zweite Stufe der Themenauswahl. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir Ihre Unterstützung!
Fortschritte in Rech
Der General-Anzeiger berichtet am 20. August über Fortschritte in Rech: Nachdem der Spatenstich für das Nahwärmenetz mit Kalter Nahwärme vollzogen ist, packt Rech das zweite große Projekt an. Die Gemeinde hat einen Arbeitskreis Energiegewinnung gegründet, der Vorarbeiten für den möglichen Bau einer Fotovoltaikanlage zur Stromversorgung für das ganze Dorf ermitteln soll.
Das größte Problem bei Klimaschutz und Energiewende
Am 14. August 2023 berichtet Focus online, warum es im Ahrtal nicht wirklich vorwärts geht:
Geld ist das größte Problem bei Klimaschutz und Energiewende
Kritik am Kreis: Kein Konzept für die Energiewende
Unter diesem Titel berichtete die Rhein-Zeitung am 8. August 2023 über unsere Intiative (Autor: Frank Bugge).
Der Artikel ist hier abrufbar.
Golden Planet Award für die SolAHRtal-Inititative
Im November 2022 erhielt der Runde Tisch Erneuerbare Energien eine Auszeichnung für sein Baby „SolAHRtal-Inititative“: den GOLDEN PLANET AWARD.
Auf dieser Seite erfahren Sie, was es damit auf sich hat. Außerdem halten wir dort einige Impressionen von der Preisverleihung für Sie bereit. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, einige Gesichter des RT EE kennenzulernen.
Ausführlicher Bericht im Focus
Das Nachrichtenmagazin Focus hat im Juli 2022 ausführlich über das Projekt berichtet (auch Mitarbeitende am RTEE kommen zu Wort) und auch ein Video produziert. Freundlicherweise hat man uns das Video zur Veröffentlichung auf dieser Website zur Verfügung gestellt.
Video mit freundlicher Genehmigung von FOCUS Online, Dauer: 5:59 Minuten.
Auch die Frankfurter Rundschau hat über das Projekt berichtet.
energiezukunft, dhier treffend zusammen.
für Erneuerbare Energien und die bürgernahe Energiewende, fasst die SituationDer Projektvorschlag „Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler“ beim WorldRenewDay2022
Rainer Doemen, Mitinitiator und Impulsgeber des Runden Tisch Erneuerbare Energien, hat den Projektvorschlag der Solartal-Initiative am 25. Juni beim WorldRenewDay2022 vorgestellt. Er ist davon überzeugt, dass „eine Entscheidung zur Umsetzung des Projekt-Vorschlages einen bundesweiten, wenn nicht sogar weltweiten Nachahm-Effekt auslösen“ würde und allein dieser Ausblick es wert ist, den Startschuss zu erteilen.
Präambel von Prof. Dr. Claudia Kemfert
Die SolAHRtal-Initiative möchte mit ihrem Projektvorschlag “Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler” modellhaft vormachen, wie eine integrierte kommunale Infrastrukturplanung funktionieren kann. Die Erneuerbaren Energien – insbesondere die Sonnen- und die Windenergie in Kombination mit Biomasse – sollen für eine erneuerbare Stromversorgung bedarfsdeckend ausgebaut, durch ein virtuelles Kraftwerk verknüpft und überwiegend lokal genutzt werden. Es soll darüber hinaus unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten eine erneuerbare Wärmeversorgung sichergestellt werden: durch Wärmenetze oder durch Wärmepumpen, auf Basis einer fachlich fundierten kommunalen Wärmeplanung.
Die Sektoren Strom und Wärme und eine – im Rahmen einer Mobilität der Zukunft – zunehmende Elektromobilität, müssen gemeinsam zukunftsfähig aufgestellt werden. Hier gibt es direkte technische Wechselwirkungen über das Stromnetz. Andererseits sind in diese Entwicklungen auch die Bürger*innen (Schaffung von Akzeptanz und Hebung von Mitmach-Effekten) und die kommunalen Ebenen einzubeziehen (z. B. in der Flächenplanung und der Vergabe von Konzessionen).
Diesen Prozess schnellstmöglich in einem Gesamtkonzept anzugehen und alle gesellschaftlichen Akteur*innen in erprobten kommunikativen und partizipativen Formaten einzubeziehen, ist Inhalt des Projektvorschlags und gleichzeitig die Aufgabe aller Kommunen in Deutschland im aktuellen Jahrzehnt. Allerdings gibt es für eine solch umfassende inhaltliche und zeitlich überlappende Herangehensweise keine Patentrezepte, weil jede Region ihre eigenen Anforderungen formulieren und ihren Umsetzungsfahrplan generieren muss.
Der gut ausgearbeitete Projektvorschlag der Initiative mit kompetenten Partnern fordert Bund, Land und Kreis gemeinsam. Nur mit einer fortlaufenden, zielorientierten und finanziellen Unterstützung des auf Kreisebene politisch gewollten Projektes sind die ambitionierten, klimawissenschaftlich begründeten Ziele umsetzbar.
Der Kreis Ahrweiler hat Großes im Bereich des Wiederaufbaus nach der Überflutungskatastrophe zu stemmen. Durch ein enges Zusammenwirken von Bundes- und Landesebene mit der Kreisverwaltung können personelle Entlastung und fachliche Unterstützung für den Kreis Ahrweiler gewährleistet werden. Wenn es den politischen Akteur*innen gelingt, auf dieser Basis einen gemeinsamen Willen und Weg zu vereinbaren, das Ahrtal zum SolAHRtal zu machen, kann ein solcher ganzheitlicher Neuanfang bei Planung und Umsetzung der Energieversorgung zum Vorbild für viele Kommunen in Deutschland werden.
Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität. Seit 2016 ist sie Mitglied in den Sachverständigenrat für Umweltfragen beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Claudia Kemfert forscht zu den ökonomischen Effekten der Klima‑, Energie- und Verkehrspolitik. Zuletzt erschien ihr Buch „Mondays for Future“ im Murman Verlag.
„Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler“: Der Projektvorschlag
Hier finden Sie den ausgereiften Projektvorschlag, der seit Mai 2022 vorliegt und an dem über 40 ehrenamtliche Beteiligte aus verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen, Fachverbänden, gemeinnützigen Vereinigungen und Beratungsdienstleister beteiligt waren.
Jedes einzelne Handlungsfeld wie zum Beispiel Raum- und Flächenplanung, Wärmeversorgung oder Landnutzung enthält darin Angaben zum jeweiligen Ziel und zu konkreten Maßnahmen.
Klicken Sie einfach auf den nachfolgenden Button, um den Projektvorschlag zu lesen und herunterzuladen.
Unser ursprünglicher Beitrag: Ahrtal? Solahrtal!
Aus dem Ahrtal soll ein Solartal werden. Warum das sinnvoll ist, was dazu passieren muss und welche Chancen sich dadurch bieten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Pressemitteilung des Solarvereins Goldene Meile e. V.,
verantwortlich: Klaus Karpstein, Mitarbeit Beatrice Bednarz, S4F
Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem der Wiederaufbau im Ahrtal in grundlegend neuer Weise erfolgen sollte. Spätestens jetzt muss die schon längst nötige Umstellung der Energieversorgung aus solaren Quellen kommen. Fossile Quellen stören das atmosphärische Gefüge derart, dass zunehmend lebensbedrohliche Wettergeschehnisse eintreten werden.
Destabilisierung der Lufthülle mindern
Wir schlagen vor, dass das Ahrtal zum Solartal wird, damit wir einen Beitrag dazu leisten, die Destabilisierung der Lufthülle zu mindern: Niedrigere Temperaturen bewirken geringere Wasseraufnahme der Luft über den Meeren und damit ausgeglichenere Niederschläge. So sagt uns das die Physik. Daher muss der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe darauf abzielen, die fossilen Technologien zu 100% durch regenerative zu ersetzen.
Nichtregierungsorganisationen fordern 100 % erneuerbaren Energien
Vertreter*innen von mehr als 25 am „Runden Tisch — Erneuerbare Energien“ regelmäßig tagenden Nichtregierungsorganisationen fordern einen schnellstmöglichen Aufbau mit 100 % erneuerbaren Energien. Die Flutkatastrophe im Juli hat erneut gezeigt: Wir sind mitten in der Klimakrise, und es wäre massiv fahrlässig, sie nicht ernst zu nehmen. Allein in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gab es über 180 Tote und Schäden in Milliardenhöhe. Jetzt muss ein durchdachter, nachhaltiger und zukunftsorientierter Wiederaufbau folgen, der den leidgeplagten Bürger*innen eine lebenswerte Zukunft gewährleistet.
Das Ahrtal kann zur Modellregion werden
Bund und Länder haben dafür am 10. August einen Wiederaufbaufond von 30 Milliarden Euro beschlossen. Wichtig ist, dass nicht nur der Hochwasserschutz berücksichtigt wird, sondern dass die Gebäude und die Infrastruktur auf 100 % erneuerbare Energien umgerüstet werden. So können der Nordrand der Eifel und das Ahrtal zur Modellregion für den Klimaschutz werden und dazu beitragen, weiteren Klimakatastrophen bestmöglich vorzubeugen.
Bildnachweis:
Titelbild von KurtRosenow auf Pixabay
Claudia Kemfert fotografiert von Reiner Zensen