CCS: Stoppt den industriellen Hochlauf!
Die BunÂdesÂreÂgieÂrung hat den HochÂlauf der umstritÂteÂnen CCS-TechÂnik beschlosÂsen. MilÂliÂarÂden an SteuÂerÂgelÂdern solÂlen dafür an die GasÂinÂdusÂtrie flieÂßen. Eine „CarÂbon ManageÂment-StraÂteÂgie“ wird aktuÂell in einem exkluÂsiÂven RahÂmen erarÂbeiÂtet und soll bis SepÂtemÂber 2023 einen InfraÂstrukÂturÂplan und RechtsÂsiÂcherÂheit für die IndusÂtrie lieÂfern, eine öffentÂliÂche DisÂkusÂsiÂon ist nicht vorÂgeÂseÂhen.
Man befürchÂtet wohl, dass sich das GescheÂhen von vor 12 JahÂren wieÂderÂhoÂlen könnÂte, als funÂdierÂte AufÂkläÂrung durch BürÂgerÂinitiaÂtiÂven zu einer gesellÂschaftsÂweiÂten AblehÂnung und in mehÂreÂren BunÂdesÂlänÂdern zum VerÂbot der CCS-TechÂnik führte.
Die ZivilÂgeÂsellÂschaft muss die nötiÂge öffentÂliÂche DebatÂte über dieÂses schwerÂwieÂgenÂde TheÂma also wieÂder selbst in Gang bringen.

Wir haben für die FestÂstelÂlunÂgen in dieÂsem BeiÂtrag um UnterÂstütÂzung gebeÂten. VieÂle OrgaÂniÂsaÂtioÂnen und EinÂzelÂperÂsoÂnen sind unseÂrem AufÂruf gefolgt!
InzwiÂschen haben wir mehÂreÂren RegieÂrungsÂverÂtreÂter (BunÂdesÂkanzÂler Olaf Scholz, WirtÂschaftsÂmiÂnisÂter Robert Habeck, UnmweltÂmiÂnisÂteÂrin StefÂfi LemÂke) das auf dieÂsem BeiÂtrag basieÂrenÂde PosiÂtiÂonsÂpaÂpier unter BeiÂfüÂgung der einÂgeÂganÂgeÂnen UnterÂschrifÂten zukomÂmen lasÂsen.
NachÂfolÂgend der Inhalt unseÂres PosiÂtiÂonsÂpaÂpiers (engÂlish verÂsiÂon available here):
CCS bezweckt nicht KliÂmaÂschutz, sonÂdern jahrÂzehnÂteÂlanÂge FortÂsetÂzung der KohÂlenÂstoffÂverÂbrenÂnung und wäre der GAU für die Energiewende.
In ihrem ArtiÂkel CCU/CCS: BauÂstein für eine kliÂmaÂneuÂtraÂle und wettÂbeÂwerbsÂfäÂhiÂge IndusÂtrie schreibt die BunÂdesÂreÂgieÂrung, dass CCS „vor allem bei der IndusÂtrie und AbfallÂwirtÂschaft“ einÂgeÂsetzt werÂden soll, wähÂrend in der EnerÂgieÂerÂzeuÂgung die erneuÂerÂbaÂren EnerÂgien „prioÂriÂtär“ seiÂen. BeiÂde ForÂmuÂlieÂrunÂgen lasÂsen erkenÂnen, dass der CCS-EinÂsatz bei der EnerÂgieÂerÂzeuÂgung keiÂnesÂwegs ausÂgeÂschlosÂsen wird. SchließÂlich hat Habeck wesentÂliÂche enerÂgieÂwirtÂschaftÂliÂche WeiÂchen in RichÂtung LNG und blauÂen WasÂserÂstoff gestellt, deren erhebÂliÂche COâ‚‚-EmisÂsioÂnen durch CCS beschöÂnigt werÂden müssen.
Warum CCS nur eine Beschönigung ist
UnterÂirÂdiÂsche COâ‚‚-EndÂlaÂger sind zwangsÂläuÂfig undicht. Die ausÂgeÂförÂderÂten Gas- und ÖlfelÂder, in die COâ‚‚ verÂpresst werÂden soll, sind von undichÂten BohrÂlöÂchern, BrüÂchen und WegÂsamÂkeiÂten durchÂsetzt. Bereits heuÂte geht man davon aus, dass an etwa drei VierÂteln der ca. 15.000 alten BohrÂlöÂcher in der NordÂsee Methan (ca. 80fache KliÂmaÂwirkÂsamÂkeit von COâ‚‚) ausÂtritt. DruckÂerhöÂhung durch COâ‚‚-EinÂpresÂsung würÂde dies verÂstärÂken und gleichÂzeiÂtig WegÂsamÂkeiÂten für COâ‚‚ ausweiten.
Wenn COâ‚‚ in „saliÂne AquiÂfeÂre“ (mit extrem salzÂhalÂtiÂgem WasÂser gefüllÂte ForÂmaÂtioÂnen) gepresst wird, verÂdrängt es zwangsÂläuÂfig das SalzÂwasÂser. DieÂses weicht nach oben aus, konÂtaÂmiÂniert das nutzÂbaÂre GrundÂwasÂser und gibt gleichÂzeiÂtig dem COâ‚‚ den Weg in die AtmoÂsphäÂre frei.
Die RegieÂrung behaupÂtet, in den genannÂten ForÂmaÂtioÂnen könÂne das COâ‚‚ „sicher über geoÂloÂgiÂsche ZeitÂräuÂme gespeiÂchert“ werÂden. In dem sogar gern als MusÂterÂbeiÂspiel angeÂführÂten „SpeiÂcher“ SleipÂner bei NorÂweÂgen sind schon nach einiÂgen JahÂren nur noch 80% des verÂpressÂten COâ‚‚ nachÂweisÂbar. (Vgl. u.a. Prof. WallÂmann, GeoÂmar, im „SpieÂgel“ vom 25.09.2011).
Betreiber wollen die Ewigkeitslasten an den Staat abschieben
COâ‚‚-AusÂtritÂte sind so wahrÂscheinÂlich, dass die GasÂkonÂzerÂne, die die DepoÂnien betreiÂben, für deren DichÂtigÂkeit nicht hafÂten wolÂlen. Sie arguÂmenÂtieÂren: dem Staat, der das CCS-ProÂjekt genehÂmigt hat, falÂle auch die VerÂantÂworÂtung zu. Die durch COâ‚‚-EndÂlaÂger unter der NordÂsee oder in NordÂdeutschÂland entÂsteÂhenÂden EwigÂkeitsÂlasÂten durch dauÂerÂhafÂte ÜberÂwaÂchung und FolÂgen von LeckaÂgen, deren BeseiÂtiÂgung techÂnisch völÂlig ungeÂklärt ist, solÂlen also der BevölÂkeÂrung aufÂgeÂbürÂdet werÂden. Dies hat die BunÂdesÂreÂgieÂrung nicht offengelegt!
Energieintensiv, teuer, COâ‚‚-Abscheidung immer nur partiell
Was die BunÂdesÂreÂgieÂrung ebenÂfalls nicht offenÂlegt: für das CCS-VerÂfahÂren von der AbscheiÂdung über den TransÂport bis zur VerÂpresÂsung wird etwa ein DritÂtel der von einem KraftÂwerk erzeugÂten EnerÂgie benöÂtigt. Schon jetzt kosÂtet der FosÂsilÂstrom ein VielÂfaÂches des erneuÂerÂbaÂren. Durch den AufÂwand mit CCS würÂde sich der Preis noch verÂdopÂpeln. ZusätzÂlich ist zu beachÂten, dass das COâ‚‚ aus RauchÂgaÂsen nieÂmals vollÂstänÂdig abgeÂschieÂden werÂden kann: Bei den meisÂten CCS-KraftÂwerÂken liegt der Anteil bisÂher bei 50%. Auch unterÂstellt, dass das COâ‚‚ zu 100% und für alle ZeiÂten im UnterÂgrund verÂbleiÂben würÂde, kann CCS also keiÂne DekarÂboÂniÂsieÂrung bewirken.
Negative Emissionen durch Biomasse-CCS, Carbon Capture and Use
NegaÂtiÂve EmisÂsioÂnen seiÂen mögÂlich, wenn aus den AbgaÂsen von HolzÂkraftÂwerÂken das COâ‚‚ abgeÂschieÂden und depoÂniert werÂde, da dieÂses aus der Luft ins Holz gekomÂmen ist, so die BunÂdesÂreÂgieÂrung. Was sie nicht verÂrät: Die COâ‚‚-AbscheiÂdung aus der HolzÂverÂbrenÂnung ist weitÂaus schwieÂriÂger als die aus den AbgaÂsen der Kohle.
Beim weltÂgrößÂten HolzÂkraftÂwerk in EngÂland möchÂte man jährÂlich 8 Mill. TonÂnen abscheiÂden und verÂpresÂsen, konnÂte bisÂher aber ledigÂlich eine AbspalÂtung von 27 TonÂnen in 90 Tagen erreichen.
Bei der MüllÂverÂbrenÂnung ist die ProÂbleÂmaÂtik ähnÂlich: Die größÂte MüllÂverÂbrenÂnungsÂanÂlaÂge NorÂweÂgens (HafsÂlund Oslo CelÂsio) plant eine jährÂliÂche AbscheiÂdung von 400.000 TonÂnen, schaffÂte bisÂlang aber nur ca. 1000 TonÂnen in etwa einem Jahr.
Das abgeÂspalÂteÂne COâ‚‚ nicht zu verÂpresÂsen, sonÂdern zu nutÂzen, trägt ebenÂfalls nicht zum KliÂmaÂschutz bei, da das COâ‚‚ nach Ende der NutÂzung wieÂder in die AtmoÂsphäÂre gelangt.
Der AtmoÂsphäÂre oder den VerÂbrenÂnungsÂgaÂsen COâ‚‚ zu entÂzieÂhen, ist im ÜbriÂgen schon vom Ansatz her verÂfehlt: entÂfernt werÂden muss der KohÂlenÂstoff, nicht aber der SauÂerÂstoff. Die natürÂliÂche PhoÂtoÂsynÂtheÂse macht vor, wie es richÂtig ist.
Unlogische Flickschusterei, die Klima und Umwelt schadet
TechÂnisch und wirtÂschaftÂlich hat die TechÂnik trotz MilÂliÂarÂden FörÂderÂmitÂteln (allein in der EU) interÂnaÂtioÂnal verÂsagt. Nur eine winÂziÂge MenÂge von 7,18 MilÂlioÂnen TonÂnen im Jahr, vor allem aus der ErdÂgasÂaufÂbeÂreiÂtung, wird heuÂte unterÂirÂdisch depoÂniert. Die MethanÂmenÂgen im AusÂmaß eines COâ‚‚-ÄquiÂvaÂlenÂtes von 4 Mrd. TonÂnen, die im Zuge der ErdÂgasÂproÂdukÂtiÂon vor der VerÂbrenÂnung jährÂlich in die AtmoÂsphäÂre gelanÂgen, werÂden durch CCS sowieÂso nicht erfasst.
Die Lösung: komplette Beendigung der Kohlenstoffverbrennung
Die BunÂdesÂreÂgieÂrung muss den IrrÂweg CCS sofort verÂlasÂsen. Die dadurch frei werÂdenÂden immensen MitÂtel müsÂsen einÂgeÂsetzt werÂden für:
- Umstieg auf 100% ErneuÂerÂbaÂre EnerÂgien in allen SekÂtoÂren bis 2030
- UmstelÂlung der IndusÂtrie auf kliÂmaÂfreundÂliÂche Verfahren
- SanieÂrung der AtmoÂsphäÂre durch NutÂzung der natürÂliÂchen Photosynthese:
- WieÂderÂvernäsÂsung von MooÂren und naturÂnaÂhe AufÂforsÂtung, was — neben dem KliÂmaÂschutz — auch dem Arten- und BioÂdiÂverÂsiÂtätsÂschutz dient.
Fast 70 Organisationen und Einzelpersonen unterstützen bereits unser Papier
Am 5. Juni 2023 wurÂde das Papier zusamÂmen mit der LisÂte der UnterÂzeichÂnenÂden an BunÂdesÂkanzÂler Scholz, WirtÂschaftsÂmiÂnisÂter Habeck und UmweltÂmiÂnisÂteÂrin LemÂke versandt.
EbenÂfalls am 5. Juni 2023 wurÂden die MediÂen durch eine PresÂseÂmitÂteiÂlung informiert.
Weitere Unterstützer des Positionspapiers sind herzlich willkommen!
Ein mögÂlichst groÂßer Kreis, der sich auch an künfÂtiÂgen AktiÂviÂtäÂten zum TheÂma beteiÂliÂgen würÂde, wäre sehr wertÂvoll und daher wünÂschensÂwert. TeiÂlen Sie uns Ihr InterÂesÂse einÂfach formÂlos per E‑Mail an presse@energiewende-2030.de mit. HierÂfür bedanÂken wir uns im VorÂaus!
SelbstÂverÂständÂlich verÂwenÂden wir Ihre E‑Mail-AdresÂse ausÂschließÂlich, um Sie über unseÂre AktiÂviÂtäÂten im ZusamÂmenÂhang mit dem TheÂma CCS auf dem LauÂfenÂden zu halÂten. Eine anderÂweiÂtiÂge VerÂwenÂdung Ihrer E‑Mail-AdresÂse erfolgt nicht.