Alles, was mit Poli­tik und/oder Gesetz­ge­bung zu tun hat

CCS enttarnt: Warum CO₂-Speicherung keine Lösung ist – sondern ein Risiko

Koh­len­di­oxid ein­fan­gen, spei­chern oder gar als Roh­stoff nut­zen – Tech­no­lo­gien wie CCS und CCU wer­den zuneh­mend als Bau­stein im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se dis­ku­tiert und von der Poli­tik geför­dert. Doch kön­nen sie die­ses Ver­spre­chen wirk­lich halten?

Webinar: "CCS enttarnt: Warum CO₂-Speicherung keine Lösung ist – sondern ein Risiko"

Koh­len­di­oxid-Emis­sio­nen sind haupt­ver­ant­wort­lich für die Kli­ma­kri­se. Wie schön wäre es, wenn wir sie ein­fach zum Ver­schwin­den brin­gen könn­ten! Die Erfül­lung die­ses Traums ver­spricht ein Kon­zept namens CCS. Koh­len­di­oxid soll aus der Atmo­sphä­re oder aus Abgas­strö­men her­aus­ge­fil­tert und dann in End­la­gern ver­wahrt wer­den. Oder, noch bes­ser: Es soll als Roh­stoff in der Che­mie­in­dus­trie Ver­wen­dung fin­den — in der­sel­ben Che­mie­in­dus­trie, die es bis­her noch in gro­ßen Men­gen als Abfall pro­du­ziert. Das nennt sich dann CCU.

Spä­tes­tens mit dem Koali­ti­ons­ver­trag ist klar, dass die neue Bun­des­re­gie­rung sich von die­sen Ideen viel ver­spricht. Gan­ze Indus­trie­zwei­ge sol­len mit Hil­fe von CCS und CCU “kli­ma­neu­tral” wer­den, also nicht mehr CO2 in die Luft ent­las­sen, als sie an ande­rer Stel­le wie­der ein­fan­gen. Kann das funk­tio­nie­ren? So viel wol­len wir an die­ser Stel­le spoi­lern: Nein.

Sei­en Sie dabei am Mon­tag, den 12. Mai 2025, um 18:00 Uhr, wenn unse­re Expert*innen Dr. Bern­hard Weß­ling und Kers­tin Mey­er ihre Ana­ly­sen zu Ther­mo­dy­na­mik, Nach­hal­tig­keit und poli­ti­scher Schön­rech­nung von CCS/CCU in dem von Power­Shift orga­ni­sier­ten Web­i­nar prä­sen­tie­ren und zur Dis­kus­si­on stellen.

Dr. Bern­hard Weß­ling hat sich die Sache ganz grund­sätz­lich ange­schaut, und zwar auf der Ebe­ne der Ther­mo­dy­na­mik. Was bedeu­tet es eigent­lich, wenn es heißt, CCS und CCU benö­ti­gen viel Ener­gie? Was geschieht, wenn Koh­len­di­oxid erst erzeugt und dann wie­der ein­ge­fan­gen wird? Kann es einen “nach­hal­ti­gen” tech­ni­schen Koh­len­stoff­kreis­lauf über­haupt geben? Und was bedeu­tet „Nach­hal­tig­keit“ eigent­lich genau, wie kön­nen wir sie objek­tiv beur­tei­len bzw. sogar mes­sen?
In die­sem Web­i­nar stellt er sei­ne Erkennt­nis­se vor und zur Dis­kus­si­on. Das Ergeb­nis sei­ner Ana­ly­se: CCS, DAC, CCU sind alles ande­re als nach­hal­tig, sie wer­den mas­si­ve Kol­la­te­ral­schä­den in der Umwelt verursachen.

Die gro­ße Fra­ge, die danach bleibt: Wie kann es sein, dass die­se Tech­nik den­noch als Opti­on für den Kli­ma­schutz gilt? Kers­tin Mey­er schaut mit uns in aktu­el­le und geplan­te Regel­wer­ke und erklärt, wie CCS (und CCU) auf dem Papier sys­te­ma­tisch schön­ge­rech­net wer­den und war­um auch hypo­the­ti­sches CCS gefähr­lich für den Kli­ma­schutz ist.

Zu den Referent*innen:

  • Dr. Bern­hard Weß­ling ist Che­mi­ker, Unter­neh­mer, Natur­for­scher und Autor (zuletzt erschie­nen: “Was für ein Zufall! Zum Ursprung von Unvor­her­seh­bar­keit, Kom­ple­xi­tät, Kri­sen und Zeit”, Sprin­ger­Na­tu­re 2025)
  • Kers­tin Mey­er ist die Lei­te­rin Wirt­schaft und Finan­zen beim BUND — Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land e.V.

Mode­ra­ti­on:

Neelke Wag­ner, Refe­ren­tin für Kli­ma- und Res­sour­cen­ge­rech­tig­keit bei Power­Shift — Ver­ein für eine öko­lo­gisch-soli­da­ri­sche Ener­gie- & Welt­wirt­schaft e.V.

CCS: Des Fossils neues Kleid

Vie­le sei­ner Vor-Wahl-Ankün­di­gun­gen hat der mög­li­che nächs­te Bun­des­kanz­ler Merz fal­len las­sen. Die Novel­lie­rung des CCS-Geset­zes, wel­che die Ampel-Regie­rung wegen Wider­stän­den aus den Rei­hen der Grü­nen und auch der SPD nicht mehr durch­brin­gen konn­te, setzt er aber ganz oben auf die Agen­da. CCS und CCU sol­len für „schwer ver­meid­ba­re Emis­sio­nen der Indus­trie und Gas­kraft­wer­ke“ zum Ein­satz kommen.

CO₂-Quellen zu Profitquellen machen

Welch eine Wider­sprüch­lich­keit schon in die­sen weni­gen Wor­ten steckt! Wenn nur „schwer ver­meid­ba­re“ Emis­sio­nen einer Ent­sor­gung per CCS zuge­führt wer­den sol­len, bedeu­tet dies im Umkehr­schluss, dass für „leicht ver­meid­ba­re“ Emis­sio­nen CCS und CCU nicht zum Ein­satz kom­men dür­fen. Aus­ge­rech­net aber die­je­ni­gen Emis­sio­nen, die am aller­leich­tes­ten und am vor­teil­haf­tes­ten zu ver­mei­den sind — näm­lich die von Gas­kraft­wer­ken, wel­che jeder­zeit durch erneu­er­ba­re Tech­no­lo­gien voll­stän­dig zu erset­zen wären — wer­den von der Ver­mei­dungs­pflicht aus­ge­nom­men und dem CCS-Sys­tem zur Ver­fü­gung gestellt. Offen­sicht­lich liegt die Prio­ri­tät nicht auf maxi­ma­ler Emis­si­ons­ver­mei­dung, son­dern dar­auf, ein mög­lichst gro­ßes Anwen­dungs­feld für CCS zu schaffen.

Die Umetikettierung: Wie EOR zu CCS wurde

So wird von Anfang an klar, dass Kli­ma­schutz gar nicht das trei­ben­de Motiv ist. Wer wis­sen will, wor­um es statt des­sen geht, wird unter ande­rem bei der Deut­schen Car­bon Manage­ment Initia­ti­ve (DCMI) fün­dig. Die­se – ein Zusam­men­schluss von Fir­men, die mit Erd­gas, Pipe­line­bau und ver­wand­ten Tätig­kei­ten zu tun haben (SEFE, OGE, Gas­unie, Uni­per und Höegh Evi) – pro­pa­giert CCU/S zwecks „Ent­wick­lung einer leis­tungs­fä­hi­gen CO₂-Wert­schöp­fungs­ket­te in Deutsch­land“. Per CCS sol­len CO₂-Quel­len zu Pro­fit­quel­len wer­den. Es geht also gera­de nicht dar­um, sich vom CO₂ zu ver­ab­schie­den, denn je mehr davon zum Ver­pres­sen anfällt, umso „leis­tungs­fä­hi­ger“ wird die „CO₂-Wert­schöp­fungs­ket­te“. Auf die fos­si­le Ener­gie­wirt­schaft lässt sich des­halb nicht ver­zich­ten: Durch Beschrän­kung auf eini­ge indus­tri­el­le CO₂-Quel­len wür­de die Errich­tung einer CCS-Infra­struk­tur unrentabel.

Kleiner Exkurs zum Thema „Kompromiss“

Schlimm, dass auf der höchs­ten poli­ti­schen Ebe­ne unse­res Lan­des eine der­art hin­ter­häl­ti­ge Tak­tik mög­lich ist, sowie das intel­lek­tu­ell nied­rig ste­hen­de Den­ken, auf dem sie basiert. Schlimm, dass auch die SPD das alles mit­macht, statt sich zu einer Rol­le als Kor­rek­tiv beru­fen zu füh­len.
Nina Scheer, ener­gie- und kli­ma­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on und stell­ver­tre­ten­de Lei­te­rin der Arbeits­grup­pe Kli­ma- und Ener­gie­po­li­tik in den Son­die­rungs­ge­sprä­chen wur­de vom Tages­spie­gel gefragt:
“Der Bau von Gas­kraft­wer­ken mit CCS ist laut Koali­ti­ons­ver­trag zuläs­sig. Die SPD war eigent­lich dage­gen. Was kann Ihre Par­tei dem Vor­schlag plötz­lich abge­win­nen?” Ihre Antwort:

“Es müs­sen in einem Koali­ti­ons­ver­trag immer Kom­pro­mis­se gemacht wer­den, die auch bedeu­ten kön­nen, dass Din­ge ver­stän­digt wer­den, die von einer Sei­te kri­tisch gese­hen wer­den. In der Umset­zung wird dar­auf zu ach­ten sein, kei­ne ver­län­ger­ten Abhän­gig­kei­ten von fos­si­len Gasen bezie­hungs­wei­se kei­ne Hemm­nis­se für den Hoch­lauf von grü­nem Was­ser­stoff zu schaffen.“

Sicher, es kann Situa­tio­nen geben, in denen Kom­pro­mis­se in der Sache unver­meid­lich sind. Nicht aber im Fall schie­rer intel­lek­tu­el­ler Unzu­läng­lich­keit, bezie­hungs­wei­se unlau­te­rer Absich­ten! Gilt die „schwe­re Ver­meid­bar­keit von Emis­sio­nen“ als Grund­kri­te­ri­um für CCS, darf man CCS nicht für die Ent­sor­gung leicht ver­meid­ba­rer Emis­sio­nen nutzen/zulassen. Wer das trotz­dem will, muss ein spe­zi­el­les Motiv haben und die­ses offen legen. Ver­wir­rung der Bevöl­ke­rung kann nie­mals Ziel eines Kom­pro­mis­ses sein!
Und wie ist zu ver­ste­hen „In der Umset­zung … dar­auf zu ach­ten …, kei­ne ver­län­ger­ten Abhän­gig­kei­ten von fos­si­len Gasen … zu schaf­fen.“? — Durch den Bau von 20 GW neu­er Gas­kraft­wer­ke sind die „ver­län­ger­ten Abhän­gig­kei­ten von fos­si­len Gasen“ laut Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung doch beschlos­sen. Wor­auf gibt es dabei denn jetzt noch zu ach­ten? Aber zurück zum Thema.

Fossil-Konzerne leugneten den Klimawandel

Ab ca. 1960 erkann­te die Gesell­schaft ver­mehrt den Kli­ma­wan­del als Rea­li­tät und fos­si­le Ener­gien als des­sen Haupt­ur­sa­che. Auch die fos­si­le Indus­trie war sich des Sach­ver­halts bewusst und wel­che Gefahr er für ihre Zukunft bedeu­tet. Sie such­te Hil­fe in dem, was „Wis­sen­schaft“ genannt wird: Trä­ger wis­sen­schaft­li­cher Titel wur­den bezahlt, um öffent­lich zu „bewei­sen“, dass es den Kli­ma­wan­del nicht gibt (sie­he zum Bei­spiel den Bericht des US-Kon­gres­ses vom April 2024 mit dem Titel „Leug­nen, Des­in­for­ma­ti­on und Dop­pel­zün­gig­keit: Die Bemü­hun­gen von Big Oil, sich der Ver­ant­wor­tung für den Kli­ma­wan­del zu ent­zie­hen“).

Die­se Tak­tik stell­te sich aber als zu ein­fach, als zu plump gedacht her­aus. Ange­sichts immer dras­ti­scher wer­den­der Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­er­hit­zung war die Behaup­tung, dass es das alles gar nicht gibt, nicht auf­recht zu erhal­ten. Eine bes­se­re Stra­te­gie für die Zukunfts­si­che­rung muss­te her.

EOR wird in CCS umgelogen

Den Kon­zer­nen kam eine für ihre Zwe­cke wirk­lich raf­fi­nier­te Idee. Sie stopp­ten die Leug­nung des Kli­ma­wan­dels. Statt­des­sen bemüh­ten sie sich, sei­ne Gefähr­lich­keit mög­lichst her­aus­zu­stel­len. Doch sie prä­sen­tier­ten ein Gegen­mit­tel. Die Ursa­che des Übels sei zu viel CO₂ in der Luft. Die­ses Pro­blem kön­ne man besei­ti­gen. Man müs­se das Kli­ma­gas ein­fach unter der Erde abla­gern. Dort kön­ne es kei­nen Scha­den anrichten.

Seit den 1970er Jah­ren war es in den USA gän­gi­ge Pra­xis, CO₂ in Ölfel­der zu pres­sen. Dadurch woll­te man die För­de­rung effek­ti­vie­ren (Enhan­ced Oil Reco­very, EOR). Je nach den ört­li­chen geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­sen kam mit dem zusätz­lich geför­der­ten Öl das meis­te CO₂ sogleich wie­der nach oben. Ein Teil ver­blieb aber bis auf wei­te­res im Unter­grund. Dies dekla­rier­te man als „dau­er­haf­te Spei­che­rung“. Man gab dem „Enhan­ced Oil Reco­very“ ein­fach einen ande­ren Namen: „Car­bon Cap­tu­re and Sto­rage, CCS“. Am tech­ni­schen Ver­fah­ren änder­te sich dadurch gar nichts. Man kauf­te CO₂ zum Bei­spiel von Koh­le­kraft­wer­ken. Dann behaup­te­te man: Die­ses CO₂ wird teil­wei­se im Unter­grund fest­ge­hal­ten. Es ist somit der Luft ent­zo­gen und schützt das Klima.

Man häng­te jedoch eine Tat­sa­che nicht an die gro­ße Glo­cke: Bei der Ver­bren­nung des per EOR zusätz­lich geför­der­ten Öls wird ein Viel­fa­ches des im Unter­grund ver­blie­be­nen CO₂ frei­ge­setzt. In der Bilanz wird also weit­aus mehr CO₂ emit­tiert, als wenn die Abga­se des Kraft­werks unbe­han­delt in die Luft gehen wür­den. Der Über­schuss ist näm­lich enorm. Mit den „nor­ma­len“ För­der­me­tho­den kann ein Ölfeld zu 20 bis 40 Pro­zent aus­ge­beu­tet wer­den. Durch EOR stei­gert sich die­ser Wert auf 30 bis 60 Pro­zent. (Quel­le)

Bei 80% aller „CCS“ genannten Projekte handelt es sich um EOR

Viel­leicht möch­te der eine oder die ande­re jetzt mei­nen, dass die­se völ­lig absur­de Ver­keh­rung von Kli­ma­schutz in sein Gegen­teil viel­leicht aus­nahms­wei­se vor­kom­men mag. „Schwar­ze Scha­fe“ gibt es ja über­all. Doch so ist es nicht.
Die Bun­des­re­gie­rung sel­ber teilt in ihrem CCS-Eva­lu­ie­rungs­be­richt mit, dass es sich bei 70 Pro­zent sämt­li­cher „CCS“ genann­ten Unter­neh­mun­gen um EOR han­delt. Der Jour­na­list Micha­el Buchs­baum kommt auf “mehr als 80 Pro­zent” (“Wenn man zur Ret­tung des Kli­mas Öl braucht” (Quel­le)
Obwohl die meis­te „CO₂-Spei­che­rung“ die Emis­sio­nen sogar stei­gert, hin­dert das Bun­des­re­gie­rung und Befür­wor­ter nicht dar­an, das Gegen­teil zu behaup­ten: Sie stu­fen CCS als unver­zicht­ba­re Kli­ma­schutz­maß­nah­me ein und for­dern des­sen Ein­satz und Förderung.

Herkunft des CO₂ verschärft das Problem

Dabei ist das bis­her Gesag­te noch nicht alles. Ein wich­ti­ger Fakt ist hier­zu­lan­de kaum bekannt: Mehr als 70% der US-„CCS“-Projekte sind tat­säch­lich EOR. Sie nut­zen CO₂, das über­wie­gend nicht von Men­schen ver­ur­sacht wur­de (also nicht aus Kraft­wer­ken oder Indus­trie). Statt­des­sen stammt es aus natür­li­chen Vor­kom­men – das ist bil­li­ger und ein­fa­cher. So wird CO₂ aus bis­her ver­schlos­se­nen natür­li­chen Quel­len frei­ge­setzt. Die­ses gelangt dann – zusätz­lich zum CO₂ aus dem ver­brann­ten EOR-Öl – größ­ten­teils eben­falls in die Atmo­sphä­re (Buchs­baum, op.cit.).

Zur CCS-Debatte in der Gesellschaft

Laut CCS-Apo­lo­ge­ten dient das alles dem Kli­ma­schutz. Doch immer­hin gibt es auch Gegen­stim­men — und nicht weni­ge. Die Lite­ra­tur aus Stu­di­en pro und con­tra, Berich­ten und Kom­men­tie­run­gen in den Medi­en, viel­ge­stal­ti­gem Pro­pa­gan­da­ma­te­ri­al ist unüber­schau­bar gewor­den. Die Kon­tro­ver­se läuft seit annä­hernd zwei Jahr­zehn­ten.
Der­weil klop­fen sich die Kon­zern­füh­rer auf die Schen­kel. Die­se Zeit haben sie schon mal gut über die Run­den gebracht. Mit einer zu plum­pen Lüge fin­gen sie an. Die zwei­te Lüge hat dann aber geses­sen. Ein gan­zes Heer wis­sen­schaft­lich aus­ge­bil­de­ter Für­spre­cher hat sie her­vor­ge­bracht, die CCS qua­si zu ihrer Welt­an­schau­ung gemacht haben und ihre Bröt­chen damit ver­die­nen.
Auf der Sei­te der zum gro­ßen Teil ehren­amt­lich täti­gen Geg­ner konn­te durch die CCS-Debat­te ein beträcht­li­ches Poten­zi­al an Intel­li­genz und Enga­ge­ment gebun­den wer­den, das andern­falls dem Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien zugu­te gekom­men wäre.

CCS: Der Versuch, die Vergangenheit festzuhalten

Geht man der Tak­tik der Fos­sil-Kon­zer­ne also schon auf den Leim, wenn man so viel Zeit und Ener­gie in die Aus­ein­an­der­set­zung mit der CCS-Lüge inves­tiert? Die Ant­wort ist: Nein und Ja.

Nein, man geht nicht auf den Leim, wenn man die ernst­haf­te Ana­ly­se ihrer fal­schen Behaup­tun­gen nutzt. Dadurch kann man einen schar­fen Blick, unbe­irr­tes Den­ken und eine muti­ge Hal­tung trainieren.

Ja, man geht auf den Leim, wenn man der CCS-Idee zu viel Poten­zi­al bei­misst. Das gilt auch, wenn man irgend­wann nicht erkennt, dass Erbärm­lich­keit ihr eigent­li­ches Wesen ist. Sie ist kein mit fri­schem Mut in die Zukunft gerich­te­tes Pro­jekt, sie ist der aus Not gebo­re­ne Ver­such, Ver­gan­gen­heit festzuhalten. 

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien wach­sen aber unauf­halt­sam. Sie sind der alten Ener­gie­welt über­le­gen hin­sicht­lich Kli­ma­ver­träg­lich­keit, hin­sicht­lich Kos­ten, hin­sicht­lich Resi­li­enz und – wegen ihres dezen­tra­len Wesens – hin­sicht­lich Demo­kra­tie­freund­lich­keit. Gegen all das hat die fos­si­le Bran­che nichts anzu­bie­ten. — Wür­de sie doch wenigs­tens den Mumm auf­brin­gen, den es zum „Los­las­sen“ braucht! Welch gigan­ti­schen Gefal­len wür­de sie damit der Welt und sich sel­ber tun! Ver­hin­dern kann sie den Ener­gie­wech­sel nicht, aber sie kann ihn durch CCS hin­aus­zö­gern und neben Öl und Gas Unsum­men von Geld ver­bren­nen, das für den Auf­bau des Neu­en zum Woh­le aller ein­ge­setzt wer­den sollte.

Neu sichtbar gewordenen Defizite

CCS kann nie­mals eine epo­che­ma­chen­de Lösung wer­den. Ver­gleicht man die heu­ti­ge Dis­kus­si­on mit der vor 15 Jah­ren, so stellt man fest, dass die Befür­wor­ter nur Din­ge wie­der­ho­len kön­nen, die damals schon vor­ge­bracht wur­den. Auf der Gegen­sei­te sind neue, bedeu­ten­de Argu­men­te hin­zu gekom­men: Der frü­her als „Vor­zei­ge­spei­cher“ gehan­del­te „Sleip­ner“ demons­triert heu­te, dass selbst inten­sivs­te geo­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen kei­ne wirk­lich siche­ren Erkennt­nis­se erbrin­gen kön­nen. (Quel­le)
Aktu­ell wird man bei der Pla­nung von CO₂-Pipe­lines auf Fol­gen­des auf­merk­sam: CO₂-Strö­me aus ver­schie­de­nen indus­tri­el­len Quel­len sind mit unter­schied­li­chen Ver­un­rei­ni­gun­gen belas­tet. Wenn sol­che Strö­me in einem Rohr zusam­men­ge­führt wer­den, wie es in Deutsch­land vor­ge­se­hen ist, kön­nen gefähr­li­che Mischun­gen ent­ste­hen. Das Wup­per­tal Insti­tut bezeich­net das Pro­blem als „hoch­re­le­vant und nicht tri­vi­al“. Bereits gerin­ge Men­gen an Begleit­stof­fen könn­ten dazu füh­ren, dass sich das Gas plötz­lich aus­dehnt. „Dadurch könn­ten Ris­se ent­ste­hen und Gas ent­wei­chen.“ (Quel­le)

Das pro CCS ein­ge­stell­te Kon­sor­ti­um GEOSTOR kommt nach Unter­su­chun­gen des Nord­see­un­ter­grun­des zu einem doch sehr ver­hal­te­nen Zwi­schen­er­geb­nis: „Auf­grund der begrenz­ten Kapa­zi­tä­ten und mög­li­cher Umwelt­ri­si­ken soll­te … nur jene CO₂-Rest­men­ge depo­niert wer­den, deren Ent­ste­hung sich trotz kon­se­quen­ter Kli­ma­po­li­tik nicht ver­mei­den lässt. … Die wesent­li­chen Her­aus­for­de­run­gen lie­gen aktu­ell dar­in, Vor­keh­run­gen zu tref­fen, mit denen Lecka­gen aus dem Spei­cher­ge­stein ver­mie­den wer­den kön­nen.“ (Quel­le)

Nackt wie der Kaiser

Die Bun­des­re­gie­rung ver­brei­tet zum Bei­spiel unsäg­li­che Behaup­tun­gen. Die Spei­cher sei­en über geo­lo­gi­sche Zeit­räu­me dicht. Ihre Kapa­zi­tät sei schier uner­schöpf­lich. Lecka­gen? Unwahr­schein­lich. Grund­was­ser­schä­den? Nicht zu befürch­ten. CCS? Uner­läss­lich für die Kli­ma­zie­le. Sol­che Aus­sa­gen las­sen an Des Kai­sers neue Klei­der den­ken. Dort insze­nier­ten die Betrü­ger eben­falls einen Rie­sen­spek­ta­kel um nichts. Erst ein Kind trau­te sich zu sagen: „Aber er hat ja gar nichts an.“

Ver­an­stal­tungs­hin­weis: Beach­ten Sie auch das von Power­Shift orga­ni­sier­te Web­i­nar zum The­ma am Mon­tag, den 12. Mai 2025, um 18:00 Uhr. 

Appell anläßlich der Bundestagswahl 2025


Mil­li­ar­den Men­schen müs­sen gemein­sam den Ener­gie­sys­temum­bau antrei­ben – lasst uns bei der Bun­des­tags­wahl für mehr Kli­ma­schutz stim­men und eine nach­hal­ti­ge Zukunft sichern!

APPELL zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025

Lie­be Mit­bür­ge­rin­nen und Mitbürger,

WARUM bedarf es uns als bewusst han­deln­de Energie-Bürger?

Unser Han­deln in unse­rem gewohn­ten zivi­li­sa­to­ri­schen Lebens­all­tag benö­tigt ENERGIE. Ener­gie muss also bedarfs­ge­recht für uns alle bereit­ste­hen. Ver­wen­den wir für unse­re zivi­li­sa­to­ri­sche Lebens­wei­se fos­si­le Brenn­stof­fe (Erd­öl, Erd­gas, Koh­le) als Ener­gie-Bereit­stel­lungs-Quel­len, pro­du­zie­ren wir damit Treibhausgasemissionen.

Doch vor allem in den Indus­trie­staa­ten – wie auch Deutsch­land – führt eine fort­lau­fen­de gigan­ti­sche Men­ge men­schen­ge­mach­ter CO₂-Emis­sio­nen zur glo­ba­len Erwär­mung unse­res Pla­ne­ten mit der Fol­ge anstei­gen­der ver­hee­ren­der Umwelt­ka­ta­stro­phen, so vor Kur­zem in Valen­cia (Spa­ni­en). Um unse­re zivi­li­sa­to­ri­sche Lebens­wei­se best­mög­lich fort­füh­ren zu kön­nen, mes­sen wir unser natio­na­les Treib­haus­gas-Bud­get. Schlimm ist: Wir haben unser natio­na­les Bud­get bereits auf­ge­braucht, bemes­sen an der Ein­hal­tung der 1,5°C‑Grenze Erd­er­wär­mung von Paris.

Eine Stu­die im Auf­trag des BMWK kommt zu dem Ergeb­nis, dass die Fol­ge­kos­ten des men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­dels unvor­stell­bar hoch aus­fal­len: Bis 2050 fal­len danach zwi­schen 280 und 900 Mrd. Euro an Kli­ma­wan­del beding­ten Fol­ge­kos­ten an. In die­se unvor­stell­bar hohe Geld­sum­me sind Wer­te NICHT ein­ge­rech­net für gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gun­gen, Todes­fäl­le durch Hit­ze und Über­flu­tun­gen, die Belas­tung von Öko­sys­te­men, den Ver­lust von Arten­viel­falt und eine schlech­te­re Lebensqualität.

Die­se erschre­ckend hohen Fol­ge­kos­ten müs­sen aus von uns erwirt­schaf­te­ten Steu­er­mit­teln begli­chen wer­den. Rele­van­te Steu­er­ein­nah­men für ande­re Auf­ga­ben staat­li­chen Han­delns feh­len uns dem­zu­fol­ge. Für vor­aus­schau­en­des, dem Kli­ma­wan­del ent­ge­gen­wir­ken­des Han­deln set­zen wir im Ver­gleich dazu viel zu nied­ri­ge Geld­be­trä­ge und Erfolg ver­spre­chen­de Umset­zungs­stra­te­gien ein.

Wir, Mil­li­ar­den Men­schen auf die­ser Erde, müs­sen den Umbau des Ener­gie­sys­tems von fos­sil-nukle­ar und zen­tral selbst mit­ein­an­der ange­hen. Weder Regie­ren­de noch Poli­ti­ker noch die Kon­zern gelenk­te Rohstoff‑, Chemie‑, Stahl- oder Zement­in­dus­trie noch die Plas­tik-Indus­trie haben mit ihrer Macht und ihrem welt­weit sehr hohen Ein­fluss ein Inter­es­se, das hohe Poten­ti­al von infor­mier­tem und wil­li­gem Bür­ger­en­ga­ge­ment am Macht­fak­tor Ener­gie teil­ha­ben zu lassen.

Lasst uns daher bit­te mit der star­ken Kraft unse­res Bür­ger-Enga­ge­ments die kom­men­de Bun­des­tags­wahl zu einer Kli­ma­schutz-Wahl machen! Jede dazu pas­send gesetz­te Wäh­ler­stim­me ist rich­tungs­wei­send, um eine nach­hal­ti­ge und lebens­wer­te Zukunft für uns und kom­men­de Gene­ra­tio­nen klar einzufordern.

Es bleibt dabei: „100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030!“

Die Ziel­set­zung des Run­den Tisches Erneu­er­ba­re Ener­gien (RT-EE) bleibt wei­ter­hin klar und kom­pro­miss­los: „100% Erneu­er­ba­re Ener­gien bis spä­tes­tens 2030!“.
Die­se For­de­rung an unse­re natio­na­len Ver­fas­sungs­or­ga­ne bleibt solan­ge ein Fun­da­ment am RT-EE, bis die am Tisch ver­sam­mel­te Exper­ti­se im Lich­te kli­ma­wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se einen ambi­tio­nier­te­ren Leit­satz ein­ver­nehm­lich beschließt.

100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030!


In den letz­ten Jah­ren hat der RT-EE ver­mehrt auf die drin­gen­de Not­wen­dig­keit eines tief­grei­fen­den Para­dig­men­wech­sels in der Ener­gie­po­li­tik hin­ge­wie­sen. Die­ser umfasst nicht nur die tech­no­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on hin zu Erneu­er­ba­ren Ener­gien, son­dern auch die Schaf­fung ange­mes­se­ner recht­li­cher und poli­ti­scher Rah­men­be­din­gun­gen, die bis­her unzu­rei­chend sind, um die natio­na­len Kli­ma­zie­le zu erreichen.

Rechtswege als Hebel für Klimagerechtigkeit: Klimaklagen und ihre Wirkung

Die Bedeu­tung juris­ti­scher Schrit­te im Kli­ma­schutz, wie etwa Kli­ma­kla­gen gegen die Bun­des­re­gie­rung, ist unüber­seh­bar. Die­se recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen haben die poli­ti­sche Dis­kus­si­on ent­schei­dend geprägt, indem sie die Ver­pflich­tung zur Umset­zung des Pari­ser Kli­ma­schutz­ab­kom­mens beton­ten und von der Bun­des­re­gie­rung wirk­sa­me­re Maß­nah­men ein­for­der­ten.
Eine Schlüs­sel­rol­le spiel­ten dabei die gemein­sa­me Kla­ge des Solar­ener­gie-För­der­ver­ein Deutsch­land e. V. (SFV) mit dem Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND), die bereits 2018 als Vor­rei­ter gegen die unzu­rei­chen­den Kli­ma­schutz­maß­nah­men der Bun­des­re­gie­rung vor­gin­gen. Alle vier Kli­ma­schutz­kla­gen mach­ten die Dis­kre­panz zwi­schen den natio­na­len Maß­nah­men und den inter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen unmiss­ver­ständ­lich deut­lich und lenk­ten die öffent­li­che Auf­merk­sam­keit auf die man­geln­de poli­ti­sche Ent­schlos­sen­heit, den Kli­ma­wan­del wirk­sam zu bekämpfen.

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: Ein Meilenstein

Ein wei­te­rer Wen­de­punkt war die his­to­ri­sche Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG) im Jahr 2021. Das Gericht stell­te fest, dass die Kli­ma­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung in Tei­len ver­fas­sungs­wid­rig ist, da sie die Rech­te jun­ger und zukünf­ti­ger Gene­ra­tio­nen auf eine lebens­wer­te Umwelt ver­letzt. Es for­der­te eine gene­ra­tio­nen­ge­rech­te Ver­tei­lung des ver­blei­ben­den Treib­haus­gas­bud­gets und beton­te die ver­fas­sungs­recht­li­che Ver­pflich­tung, den glo­ba­len Tem­pe­ra­tur­an­stieg auf ein Mini­mum zu begren­zen.
Die­ses Urteil setz­te einen neu­en Stan­dard für die poli­ti­sche Ver­ant­wort­lich­keit und ver­schärf­te den Druck auf die Bun­des­re­gie­rung, ambi­tio­nier­te­re Kli­ma­schutz­maß­nah­men zu ergreifen.

EuGH-Urteil: Klimaschutz ist Menschenrecht

Das Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs (EuGH), das Kli­ma­schutz als Men­schen­recht aner­kennt, unter­streicht die Dring­lich­keit und die recht­li­che Ver­pflich­tung, wirk­sa­me Maß­nah­men gegen den Kli­ma­wan­del zu ergrei­fen. Die­ses Urteil stärkt die Posi­ti­on der Bür­ger und Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen, die für eine ambi­tio­nier­te Kli­ma­po­li­tik kämp­fen, und erhöht den Druck auf die Regie­run­gen, ihre Kli­ma­zie­le zu erfüllen.

Deutschland am Limit: Das aufgebrauchte Treibhausgasbudget

Die wis­sen­schaft­li­chen Ana­ly­sen des Sach­ver­stän­di­gen­rats für Umwelt­fra­gen ver­deut­li­chen, dass Deutsch­lands Treib­haus­gas­bud­get fast voll­stän­dig auf­ge­braucht ist. Dies bedeu­tet, dass künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen bereits jetzt durch das Han­deln der Gegen­wart stark belas­tet wer­den. Die Kos­ten des Kli­ma­wan­dels, ein­schließ­lich Schä­den durch Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se, Gesund­heits­kri­sen und wirt­schaft­li­che Ver­lus­te, wach­sen expo­nen­ti­ell – und mit jeder Ver­zö­ge­rung stei­gen die finan­zi­el­len und gesell­schaft­li­chen Belas­tun­gen wei­ter an.

Die zentrale Rolle des RT-EE in der Energiewende

Ange­sichts die­ser dra­ma­ti­schen Ent­wick­lun­gen bleibt die For­de­rung des Run­den Tisches Erneu­er­ba­re Ener­gien nach einer 100%igen Ver­sor­gung mit Erneu­er­ba­ren Ener­gien bis spä­tes­tens 2030 aktu­el­ler denn je. Sie ist nicht nur eine tech­no­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­rung, son­dern vor allem eine recht­li­che, ethi­sche und gesell­schaft­li­che Not­wen­dig­keit, um die pla­ne­ta­ren Gren­zen ein­zu­hal­ten und die Lebens­grund­la­gen künf­ti­ger Gene­ra­tio­nen zu sichern.
Der Run­de Tisch betont, dass der Erfolg die­ser Mis­si­on von ent­schlos­se­nen Maß­nah­men abhängt: radi­ka­le Emis­si­ons­re­duk­tio­nen, mas­si­ver Aus­bau Erneu­er­ba­rer Ener­gien, Dekar­bo­ni­sie­rung des Ver­kehrs­sek­tors und Ener­gie­ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen in allen Berei­chen. Gleich­zei­tig for­dert er die Schaf­fung recht­li­cher Rah­men­be­din­gun­gen, die den zügi­gen Über­gang zu einer koh­len­stoff­frei­en Ener­gie­wirt­schaft ermöglichen.

Ausblick: Handeln statt Verzögern!

Die bis­he­ri­gen Fort­schrit­te und Her­aus­for­de­run­gen unter­strei­chen die enor­me Ver­ant­wor­tung, die auf poli­ti­scher, gesell­schaft­li­cher und wirt­schaft­li­cher Ebe­ne liegt. Der Run­de Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien wird wei­ter­hin eine Platt­form für wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Dia­log und kol­lek­ti­ves Han­deln bie­ten. Nur durch muti­ge Ent­schei­dun­gen und sofor­ti­ge Umset­zung kön­nen die Kos­ten des Nicht­han­delns mini­miert und die Grund­la­gen für eine nach­hal­ti­ge Zukunft geschaf­fen werden.

Ahrtal? Solahrtal! Der Projektvorschlag der SolAHRtal-Initiative

Aus dem Ahrtal soll auch ein Solar­tal wer­den. Wie das gehen kann, ist in die­sem Pro­jekt­vor­schlag der SolAHRtal-Initia­ti­ve beschrieben.
Wie ist der aktu­el­le Stand?

Massive Kritik an Ausweitung der Holzverbrennung in Berlin

In Ber­lin soll die Ver­bren­nung von Frisch- und Alt­holz zur Fern­wär­me­er­zeu­gung stark aus­ge­wei­tet wer­den, was bei den Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen NABU, Deut­sche Umwelt­hil­fe, Robin Wood, Bio­fuel­watch, BUND Ber­lin, BBK und Power­Shift auf mas­si­ve Kri­tik stößt.
Der RT EE schließt sich der Kri­tik an.

Solarenergie-Förderverein Deutschland: Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung – eine Mogelpackung

Die Bundesregierung muss jetzt den KLIMANOTSTAND ausrufen

Letz­te Aktua­li­sie­rung: 24. Novem­ber 2023

Das jüngs­te Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts kann der Bun­des­re­gie­rung als Steil­vor­la­ge die­nen. Wird sie die­se nut­zen und jetzt den Kli­ma­not­stand aus­ru­fen?
Wir vom Run­den Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien for­dern genau das! Und wir ste­hen mit unse­rer For­de­rung nicht allein.

Die­se Koali­ti­on ist die ers­te, die Not­wen­di­ges für die Finan­zie­rung von Maß­nah­men des Kli­ma­schut­zes in den Haus­halt ein­stell­te. Die damit finan­zier­ten Maß­nah­men bewer­ten wir hier nicht, nur die Neu­aus­rich­tung beim Kli­ma­schutz nach 16 Jah­ren Merkel-Regierungen.

Jetzt müss­te die Koali­ti­on Mut zei­gen und Ver­stand auf­wei­sen, indem sie die viel­fach wis­sen­schaft­lich beleg­ten und ste­tig anstei­gen­den hohen Risi­ken des dro­hen­den Kli­ma­kol­laps als Basis her­an­zieht, um den KLIMANOTSTAND aus­zu­ru­fen. Wird die Bun­des­re­gie­rung das Urteil des BVerfG als Steil­vor­la­ge nutzen?

Klimanotstand ausrufen — was bringt das?

Mit dem Aus­ru­fen des KLIMANOTSTANDS darf die Bun­des­re­gie­rung ein (neu­es) Son­der­ver­mö­gen auf­le­gen. Die­ses Vor­ge­hen wäre nicht nur ethisch gerecht­fer­tigt, son­dern oben­drein noch wirt­schaft­lich und vernünftig.

Mit einem Durch­fors­ten des Bun­des-Haus­halts nach Sub­ven­tio­nen von, bezie­hungs­wei­se Zuschüs­sen für Maß­nah­men, die in enger Ver­bin­dung mit Ener­gie­um­wand­lungs­pro­zes­sen (phy­si­ka­li­sches Gesche­hen) durch Ver­bren­nen fos­si­ler Ener­gien ste­hen, kann ein neu­es Son­der­ver­mö­gen ganz oder teil­wei­se gegen­fi­nan­ziert wer­den. Dies gilt sicher in Kom­bi­na­ti­on mit einer zukunfts­ori­en­tier­ten Neu­aus­rich­tung des Steu­er­rechts. So müss­ten Steu­er redu­zie­ren­de Tat­be­stän­de, die in enger Ver­bin­dung ste­hen mit Ener­gie­um­wand­lungs­pro­zes­sen durch Ver­bren­nen fos­si­ler Ener­gien im Sin­ne der Kli­ma-Ent­schei­dung des BVerfG aus 2021 neu jus­tiert wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen Län­der und Kom­mu­nen inter­es­san­te wir­kungs­vol­le Instru­men­te und Mög­lich­kei­ten nutzen. 

Deutschland hat eine völkerrechtliche Verpflichtung

Deutsch­land ist völ­ker­recht­lich ver­pflich­tet, sei­ne Anstren­gun­gen zur schnellst­mög­li­chen Redu­zie­rung kli­ma­schä­di­gen­der Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu ver­stär­ken. Jedes Zehn­tel Grad weni­ger Erd­er­hit­zung hilft, wei­te­re natio­na­le und glo­ba­le Kata­stro­phen zu verhindern.

Wir erwar­ten dafür einen auf­ein­an­der abge­stimm­ten Mas­ter­plan zur schnellst­mög­li­chen Redu­zie­rung Kli­ma schä­di­gen­der Treib­haus­gas­emis­sio­nen durch die rele­van­ten Orga­ne (Bund, Län­der, Kom­mu­nen). Die­ser Plan soll­te mess­ba­re Zie­le und ziel­ori­en­tier­te Wege auf­zei­gen sowie wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Meß­me­tho­den, kla­re Zustän­dig­kei­ten und jähr­li­che Inter­val­le der Eva­lu­ie­rung vor­se­hen. Ein sol­cher Plan ist den gewähl­ten Mandatsträger*innen zwecks Beschluss­fas­sung vor­zu­le­gen.
Das jüngs­te Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 15. Novem­ber 2023 (2 BvF 1/22) ruft gera­de­zu nach einem neu­ar­ti­gen ganz­heit­li­chen und gemein­sa­men Den­ken sowie einem ver­fas­sungs­kon­for­men Handeln.

Wir stehen nicht allein mit unserer Forderung

Den Kli­ma­not­stand aus­zu­ru­fen for­dern übri­gens nicht nur wir: es ist auch eine For­de­rung der bekann­ten Öko­no­min Clau­dia Kem­fert vom Deut­schen Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW) Ber­lin.

Interview mit Stefan Rahmsdorf: die politische Einsicht fehlt

Der RTEE macht auf das Inter­view des Deutsch­land­funks mit Kli­ma­for­scher und Ozea­no­graph am Pots­dam Insti­tut für Kli­ma­fol­gen­for­schung Ste­fan Rahmstorf am 30. Juli 2023 auf­merk­sam.
Sei­ne erschüt­tern­de zen­tra­le Aus­sa­ge: phy­si­ka­lisch liegt die Begren­zung der Kli­ma­er­wär­mung auf 1,5 Grad noch im Bereich des Mög­li­chen, poli­tisch fehlt jedoch die Ein­sicht, die hier­für nöti­gen Maß­nah­men vorzunehmen.

Auch in Bezug auf die deut­sche Regie­rung stellt Rahmstorf fest, dass sie den Kli­ma­schutz nicht als Prio­ri­tät behan­delt. So setzt sie bei ihren ener­gie­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen nicht schnellst­mög­lich wirk­sa­me Maß­nah­men zur Redu­zie­rung von Treib­haus­gas­emis­sio­nen gegen den dro­hen­den Kli­ma­kol­laps zuvor­derst um.

Die Sichtweise des RT EE

Wir kön­nen nicht nach­voll­zie­hen, dass Minis­ter und Abge­ord­ne­te, die einen Eid auf die Beach­tung und Ein­hal­tung des Grund­ge­set­zes geschwo­ren haben, bei ihren Vor­schlä­gen und Ent­schei­dun­gen ande­re Maß­stä­be anset­zen. So stel­len unse­re natio­na­len Gesetz­ge­bungs­or­ga­ne den Aus­bau von LNG-Ter­mi­nals in Win­des­ei­le auf Vor­fahrt. Wir sind skep­tisch und über­prü­fen auch die von der Bun­des­re­gie­rung prio­ri­sier­te Rol­le von CCS als prio­ri­tä­re Maß­nah­me der zwin­gend gebo­te­nen Rück­ho­lung von Koh­len­stoff aus der Atmosphäre.

Wir wis­sen, dass die Ampel­re­gie­rung die ver­hee­rend wir­ken­den ener­gie­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen der FDP wider bes­se­res Wis­sen beach­tet. Letzt­lich brin­gen kli­ma­schä­di­gen­de und risi­ko­rei­che ener­gie­po­li­ti­sche Kom­pro­mis­se die Ethik ins Spiel, auf die Her­mann Scheer immer wie­der hin­ge­wie­sen hat. Sie kann schmerz­haft sein, ist aber unab­ding­bar für das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de – und damit über­le­bens­not­wen­dig für die Menschheit.

Die Presseinformation des Deutschlandfunks zum Interview 

Lesen Sie die nach­ste­hen­de Press­in­for­ma­ti­on des Deutsch­land­funks. Dar­un­ter fin­den Sie den Link zum Nach­hö­ren des voll­stän­di­gen Interviews.

Ste­fan Rahmstorf, Kli­ma­for­scher und Ozea­no­graph am Pots­dam Insti­tut für Klimafolgenforschung

Das 1,5 Grad Ziel ist poli­tisch kaum mehr erreich­bar, phy­si­ka­lisch aber schon

Poli­tisch sei das Ziel prak­tisch nicht mehr zu hal­ten ange­sichts der Welt­la­ge, so Kli­ma­for­scher Ste­fan Rahmstorf im Inter­view der Woche des Deutsch­land­funks. Er reagier­te damit auf Äuße­run­gen des neu­en Chefs des Welt­kli­ma­ra­tes, Jim Skea, der in die­ser Woche erklärt hat­te, das 1,5‑Grad-Ziel sei nicht mehr zu erreichen.

Rahmstorf erklär­te:

Phy­si­ka­lisch kann man es noch errei­chen, aber dazu müss­te man es eben anpa­cken, wie, wenn man in einer Kriegs­si­tua­ti­on ist und das ein­fach die Top-Prio­ri­tät hat, die 1,5 Grad zu hal­ten. Rea­lis­tisch ist es natür­lich so, dass die aller­meis­ten Regie­run­gen das eben lei­der nicht als Top-Prio­ri­tät behan­deln. So wer­den wir es auf kei­nen Fall schaf­fen.“

Ver­ant­wort­lich dafür macht er auch man­geln­de poli­ti­sche Ambi­tio­nen. Es feh­le nicht an Lösun­gen, son­dern am Wil­len. Vie­len Poli­ti­kern sei die Dring­lich­keit der Lage noch immer nicht klar, sie infor­mier­ten sich nicht aus­rei­chend. Nach Ver­säum­nis­sen in vor­an­ge­gan­ge­nen Regie­run­gen behand­le nun auch Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz das The­ma nicht mit Priorität.

„An jedem Tag ist das Wet­ter heu­te schon anders als es eben ohne Kli­ma­kri­se wäre“

Mit Blick auf die aktu­el­len Rekord­tem­pe­ra­tu­ren im Mit­tel­meer­raum – an Land wie im Meer­was­ser, sowie Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se der letz­ten Wochen sieht Rahmstorf einen kla­ren Bezug zur Erd­er­hit­zung. Eine Unter­su­chung der ETH Zürich habe bereits im letz­ten Jahr erge­ben, dass schon jetzt an jedem Tag das Wet­ter anders sei, als dies ohne Kli­ma­kri­se der Fall wäre. Wäh­rend die glo­ba­le Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur um etwa 1,2 Grad gestie­gen ist, sei die­se Erwär­mung über dem euro­päi­schen Fest­land teil­wei­se dop­pelt so stark ange­stie­gen. Dies füh­re nun – wie von der Kli­ma­for­schung pro­gnos­ti­ziert – zu einer Zunah­me von extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen. Auch die Brän­de im Mit­tel­meer­raum sieht Rahmstorf in einem Zusam­men­hang mit der Kli­ma­kri­se. Die Brand­ur­sa­che sei zwar in der Regel durch Men­schen ver­an­lasst, Tro­cken­heit und Hit­ze sorg­ten aber dafür, dass die Brän­de ein sol­ches Aus­maß errei­chen würden.

Das Inter­view führ­te Ann-Kath­rin Büüs­ker, Kor­re­spon­den­tin im DLF-Hauptstadtstudio.

Interview zum Nachhören

Das Inter­view kann hier nach­ge­hört wer­den.

Bild­nach­weis: Ste­fan Rahmstorf beim EPP Zagreb Con­gress in Kroa­ti­en, 20–21 Novem­ber 2019 (CC BY 2.0)

Rechtsbrecher erklären Klimaprotest für „kriminell“

Der Run­de Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien ist über die jüngs­te Zuspit­zung bei der Kri­mi­na­li­sie­rung der Kli­ma­schutz-Bewe­gung aufs Höchs­te besorgt. Auf wel­chen Weg begibt sich unser Land damit?

Öffentlicher friedlicher Protestmarsch der Letzten Generation (hier auf dem Bild mit Sprecherin der "Letzten Generation" Aimée van Baalen) mit Unterstützern und Sympathisanten, April 2023 in Berlin. Eine klassische gemeinläufig bekannte Demonstration als Wegstrecke, friedlich und ohne Vorkommnisse.
Öffent­li­cher fried­li­cher Pro­test­marsch der Letz­ten Gene­ra­ti­on, April 2023 in Ber­lin. Bild: Andre­as Augstein

Politiker:innen und Insti­tu­tio­nen, die durch ihre eige­ne kli­ma­po­li­ti­sche Untä­tig­keit nach den wohl­erwo­ge­nen Wor­ten des UN-Gene­ral­se­kre­tärs Antó­nio Guter­res „kri­mi­nell“ sind, las­sen nun den gewalt­frei­en zivi­len Wider­stand gegen ihre Unta­ten mit der Keu­le der „kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung“ ver­fol­gen.
Dies ist der mas­sivs­te Angriff ‚von oben‘ auf die Idee des Rechts­staats, den wir in Deutsch­land seit Jahr­zehn­ten erleben.

Bit­te lesen Sie unse­re aus­führ­li­che Pres­se­mit­tei­lung zum The­ma.