Beiträge

Die Bundesregierung muss jetzt den KLIMANOTSTAND ausrufen

Letz­te Aktua­li­sie­rung: 24. Novem­ber 2023

Das jüngs­te Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts kann der Bun­des­re­gie­rung als Steil­vor­la­ge die­nen. Wird sie die­se nut­zen und jetzt den Kli­ma­not­stand aus­ru­fen?
Wir vom Run­den Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien for­dern genau das! Und wir ste­hen mit unse­rer For­de­rung nicht allein.

Die­se Koali­ti­on ist die ers­te, die Not­wen­di­ges für die Finan­zie­rung von Maß­nah­men des Kli­ma­schut­zes in den Haus­halt ein­stell­te. Die damit finan­zier­ten Maß­nah­men bewer­ten wir hier nicht, nur die Neu­aus­rich­tung beim Kli­ma­schutz nach 16 Jah­ren Merkel-Regierungen.

Jetzt müss­te die Koali­ti­on Mut zei­gen und Ver­stand auf­wei­sen, indem sie die viel­fach wis­sen­schaft­lich beleg­ten und ste­tig anstei­gen­den hohen Risi­ken des dro­hen­den Kli­ma­kol­laps als Basis her­an­zieht, um den KLIMANOTSTAND aus­zu­ru­fen. Wird die Bun­des­re­gie­rung das Urteil des BVerfG als Steil­vor­la­ge nutzen?

Klimanotstand ausrufen — was bringt das?

Mit dem Aus­ru­fen des KLIMANOTSTANDS darf die Bun­des­re­gie­rung ein (neu­es) Son­der­ver­mö­gen auf­le­gen. Die­ses Vor­ge­hen wäre nicht nur ethisch gerecht­fer­tigt, son­dern oben­drein noch wirt­schaft­lich und vernünftig.

Mit einem Durch­fors­ten des Bun­des-Haus­halts nach Sub­ven­tio­nen von, bezie­hungs­wei­se Zuschüs­sen für Maß­nah­men, die in enger Ver­bin­dung mit Ener­gie­um­wand­lungs­pro­zes­sen (phy­si­ka­li­sches Gesche­hen) durch Ver­bren­nen fos­si­ler Ener­gien ste­hen, kann ein neu­es Son­der­ver­mö­gen ganz oder teil­wei­se gegen­fi­nan­ziert wer­den. Dies gilt sicher in Kom­bi­na­ti­on mit einer zukunfts­ori­en­tier­ten Neu­aus­rich­tung des Steu­er­rechts. So müss­ten Steu­er redu­zie­ren­de Tat­be­stän­de, die in enger Ver­bin­dung ste­hen mit Ener­gie­um­wand­lungs­pro­zes­sen durch Ver­bren­nen fos­si­ler Ener­gien im Sin­ne der Kli­ma-Ent­schei­dung des BVerfG aus 2021 neu jus­tiert wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen Län­der und Kom­mu­nen inter­es­san­te wir­kungs­vol­le Instru­men­te und Mög­lich­kei­ten nutzen. 

Deutschland hat eine völkerrechtliche Verpflichtung

Deutsch­land ist völ­ker­recht­lich ver­pflich­tet, sei­ne Anstren­gun­gen zur schnellst­mög­li­chen Redu­zie­rung kli­ma­schä­di­gen­der Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu ver­stär­ken. Jedes Zehn­tel Grad weni­ger Erd­er­hit­zung hilft, wei­te­re natio­na­le und glo­ba­le Kata­stro­phen zu verhindern.

Wir erwar­ten dafür einen auf­ein­an­der abge­stimm­ten Mas­ter­plan zur schnellst­mög­li­chen Redu­zie­rung Kli­ma schä­di­gen­der Treib­haus­gas­emis­sio­nen durch die rele­van­ten Orga­ne (Bund, Län­der, Kom­mu­nen). Die­ser Plan soll­te mess­ba­re Zie­le und ziel­ori­en­tier­te Wege auf­zei­gen sowie wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Meß­me­tho­den, kla­re Zustän­dig­kei­ten und jähr­li­che Inter­val­le der Eva­lu­ie­rung vor­se­hen. Ein sol­cher Plan ist den gewähl­ten Mandatsträger*innen zwecks Beschluss­fas­sung vor­zu­le­gen.
Das jüngs­te Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 15. Novem­ber 2023 (2 BvF 1/22) ruft gera­de­zu nach einem neu­ar­ti­gen ganz­heit­li­chen und gemein­sa­men Den­ken sowie einem ver­fas­sungs­kon­for­men Handeln.

Wir stehen nicht allein mit unserer Forderung

Den Kli­ma­not­stand aus­zu­ru­fen for­dern übri­gens nicht nur wir: es ist auch eine For­de­rung der bekann­ten Öko­no­min Clau­dia Kem­fert vom Deut­schen Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW) Ber­lin.

Interview mit Stefan Rahmsdorf: die politische Einsicht fehlt

Der RTEE macht auf das Inter­view des Deutsch­land­funks mit Kli­ma­for­scher und Ozea­no­graph am Pots­dam Insti­tut für Kli­ma­fol­gen­for­schung Ste­fan Rahmstorf am 30. Juli 2023 auf­merk­sam.
Sei­ne erschüt­tern­de zen­tra­le Aus­sa­ge: phy­si­ka­lisch liegt die Begren­zung der Kli­ma­er­wär­mung auf 1,5 Grad noch im Bereich des Mög­li­chen, poli­tisch fehlt jedoch die Ein­sicht, die hier­für nöti­gen Maß­nah­men vorzunehmen.

Auch in Bezug auf die deut­sche Regie­rung stellt Rahmstorf fest, dass sie den Kli­ma­schutz nicht als Prio­ri­tät behan­delt. So setzt sie bei ihren ener­gie­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen nicht schnellst­mög­lich wirk­sa­me Maß­nah­men zur Redu­zie­rung von Treib­haus­gas­emis­sio­nen gegen den dro­hen­den Kli­ma­kol­laps zuvor­derst um.

Die Sichtweise des RT EE

Wir kön­nen nicht nach­voll­zie­hen, dass Minis­ter und Abge­ord­ne­te, die einen Eid auf die Beach­tung und Ein­hal­tung des Grund­ge­set­zes geschwo­ren haben, bei ihren Vor­schlä­gen und Ent­schei­dun­gen ande­re Maß­stä­be anset­zen. So stel­len unse­re natio­na­len Gesetz­ge­bungs­or­ga­ne den Aus­bau von LNG-Ter­mi­nals in Win­des­ei­le auf Vor­fahrt. Wir sind skep­tisch und über­prü­fen auch die von der Bun­des­re­gie­rung prio­ri­sier­te Rol­le von CCS als prio­ri­tä­re Maß­nah­me der zwin­gend gebo­te­nen Rück­ho­lung von Koh­len­stoff aus der Atmosphäre.

Wir wis­sen, dass die Ampel­re­gie­rung die ver­hee­rend wir­ken­den ener­gie­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen der FDP wider bes­se­res Wis­sen beach­tet. Letzt­lich brin­gen kli­ma­schä­di­gen­de und risi­ko­rei­che ener­gie­po­li­ti­sche Kom­pro­mis­se die Ethik ins Spiel, auf die Her­mann Scheer immer wie­der hin­ge­wie­sen hat. Sie kann schmerz­haft sein, ist aber unab­ding­bar für das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de – und damit über­le­bens­not­wen­dig für die Menschheit.

Die Presseinformation des Deutschlandfunks zum Interview 

Lesen Sie die nach­ste­hen­de Press­in­for­ma­ti­on des Deutsch­land­funks. Dar­un­ter fin­den Sie den Link zum Nach­hö­ren des voll­stän­di­gen Interviews.

Ste­fan Rahmstorf, Kli­ma­for­scher und Ozea­no­graph am Pots­dam Insti­tut für Klimafolgenforschung

Das 1,5 Grad Ziel ist poli­tisch kaum mehr erreich­bar, phy­si­ka­lisch aber schon

Poli­tisch sei das Ziel prak­tisch nicht mehr zu hal­ten ange­sichts der Welt­la­ge, so Kli­ma­for­scher Ste­fan Rahmstorf im Inter­view der Woche des Deutsch­land­funks. Er reagier­te damit auf Äuße­run­gen des neu­en Chefs des Welt­kli­ma­ra­tes, Jim Skea, der in die­ser Woche erklärt hat­te, das 1,5‑Grad-Ziel sei nicht mehr zu erreichen.

Rahmstorf erklär­te:

Phy­si­ka­lisch kann man es noch errei­chen, aber dazu müss­te man es eben anpa­cken, wie, wenn man in einer Kriegs­si­tua­ti­on ist und das ein­fach die Top-Prio­ri­tät hat, die 1,5 Grad zu hal­ten. Rea­lis­tisch ist es natür­lich so, dass die aller­meis­ten Regie­run­gen das eben lei­der nicht als Top-Prio­ri­tät behan­deln. So wer­den wir es auf kei­nen Fall schaf­fen.“

Ver­ant­wort­lich dafür macht er auch man­geln­de poli­ti­sche Ambi­tio­nen. Es feh­le nicht an Lösun­gen, son­dern am Wil­len. Vie­len Poli­ti­kern sei die Dring­lich­keit der Lage noch immer nicht klar, sie infor­mier­ten sich nicht aus­rei­chend. Nach Ver­säum­nis­sen in vor­an­ge­gan­ge­nen Regie­run­gen behand­le nun auch Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz das The­ma nicht mit Priorität.

„An jedem Tag ist das Wet­ter heu­te schon anders als es eben ohne Kli­ma­kri­se wäre“

Mit Blick auf die aktu­el­len Rekord­tem­pe­ra­tu­ren im Mit­tel­meer­raum – an Land wie im Meer­was­ser, sowie Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se der letz­ten Wochen sieht Rahmstorf einen kla­ren Bezug zur Erd­er­hit­zung. Eine Unter­su­chung der ETH Zürich habe bereits im letz­ten Jahr erge­ben, dass schon jetzt an jedem Tag das Wet­ter anders sei, als dies ohne Kli­ma­kri­se der Fall wäre. Wäh­rend die glo­ba­le Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur um etwa 1,2 Grad gestie­gen ist, sei die­se Erwär­mung über dem euro­päi­schen Fest­land teil­wei­se dop­pelt so stark ange­stie­gen. Dies füh­re nun – wie von der Kli­ma­for­schung pro­gnos­ti­ziert – zu einer Zunah­me von extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen. Auch die Brän­de im Mit­tel­meer­raum sieht Rahmstorf in einem Zusam­men­hang mit der Kli­ma­kri­se. Die Brand­ur­sa­che sei zwar in der Regel durch Men­schen ver­an­lasst, Tro­cken­heit und Hit­ze sorg­ten aber dafür, dass die Brän­de ein sol­ches Aus­maß errei­chen würden.

Das Inter­view führ­te Ann-Kath­rin Büüs­ker, Kor­re­spon­den­tin im DLF-Hauptstadtstudio.

Interview zum Nachhören

Das Inter­view kann hier nach­ge­hört wer­den.

Bild­nach­weis: Ste­fan Rahmstorf beim EPP Zagreb Con­gress in Kroa­ti­en, 20–21 Novem­ber 2019 (CC BY 2.0)

Rechtsbrecher erklären Klimaprotest für „kriminell“

Der Run­de Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien ist über die jüngs­te Zuspit­zung bei der Kri­mi­na­li­sie­rung der Kli­ma­schutz-Bewe­gung aufs Höchs­te besorgt. Auf wel­chen Weg begibt sich unser Land damit?

Öffentlicher friedlicher Protestmarsch der Letzten Generation (hier auf dem Bild mit Sprecherin der "Letzten Generation" Aimée van Baalen) mit Unterstützern und Sympathisanten, April 2023 in Berlin. Eine klassische gemeinläufig bekannte Demonstration als Wegstrecke, friedlich und ohne Vorkommnisse.
Öffent­li­cher fried­li­cher Pro­test­marsch der Letz­ten Gene­ra­ti­on, April 2023 in Ber­lin. Bild: Andre­as Augstein

Politiker:innen und Insti­tu­tio­nen, die durch ihre eige­ne kli­ma­po­li­ti­sche Untä­tig­keit nach den wohl­erwo­ge­nen Wor­ten des UN-Gene­ral­se­kre­tärs Antó­nio Guter­res „kri­mi­nell“ sind, las­sen nun den gewalt­frei­en zivi­len Wider­stand gegen ihre Unta­ten mit der Keu­le der „kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung“ ver­fol­gen.
Dies ist der mas­sivs­te Angriff ‚von oben‘ auf die Idee des Rechts­staats, den wir in Deutsch­land seit Jahr­zehn­ten erleben.

Bit­te lesen Sie unse­re aus­führ­li­che Pres­se­mit­tei­lung zum The­ma.

Klimaschutzgegner im Argumentationsnotstand

Die Ber­li­ner Poli­tik ver­sucht die Kli­ma­ak­ti­vis­ten der Grup­pe „Letz­te Gene­ra­ti­on“ mit an den Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­nen Argu­men­ten zu kri­mi­na­li­sie­ren. Dabei wird sogar der Tod einer Rad­fah­re­rin im Ber­li­ner Stra­ßen­ver­kehr genutzt.

Ghost Bike

In Ber­lin wur­de vor zwei Wochen eine Fahr­rad­fah­re­rin von einem Beton­trans­por­ter über­rollt und schwer ver­letzt. Das, was im Ber­li­ner Stra­ßen­ver­kehr lei­der immer wie­der pas­siert, meist aber nur am Ran­de des Poli­zei­be­richts ver­merkt wird, wur­de die­ses Mal instru­men­ta­li­siert, um die Kli­ma­ak­ti­vis­ten der Grup­pe „Last Gene­ra­ti­on“ zu kri­mi­na­li­sie­ren. Denn die­se mach­ten zeit­gleich, wenn auch an einem ande­ren Ort, eine ihrer inzwi­schen bun­des­weit bekannt gewor­de­nen Protestaktionen.

Am Unfall­ort befrei­en Not­ärz­tin und Erst­hel­fer die Ver­letz­te von dem Fahr­zeug. Sie wird von der Ärz­tin behan­delt. Danach trifft ein Spe­zi­al­ge­rät zum Anhe­ben des LKW ein — etwa 7 bis 9 Minu­ten ver­spä­tet wegen eines Staus auf der Auto­bahn. Die­ser wur­de ver­ur­sacht, als die Poli­zei zwei Fahr­spu­ren sperr­te, um zwei Akti­vis­ten der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ von einer Schil­der­brü­cke zu holen, wo sie für Redu­zie­rung des Auto­ver­kehrs demons­triert hat­ten. Die Poli­zei war über die Akti­on infor­miert und gebe­ten wor­den, eine Umlei­tung ein­zu­rich­ten.

Betonmischer sollte nicht angehoben werden

Aus einem „Inter­nen Ver­merk“ der Feu­er­wehr zitiert die Süd­deut­sche Zei­tung: Die Not­ärz­tin habe bereits ent­schie­den gehabt, dass der Beton­mi­scher nicht ange­ho­ben wer­den sol­le. Auch wenn das Ber­gungs­fahr­zeug recht­zei­tig am Unfall­ort ange­kom­men wäre, hät­te sie es nicht hin­zu­ge­zo­gen, da sich die medi­zi­ni­sche Situa­ti­on durch das Anhe­ben wohl ver­schlech­tert hät­te. So weit die Fak­ten aus dem Ber­li­ner Straßenverkehr..

Als Stun­den spä­ter der Hirn­tod der Ver­letz­ten bekannt wird, legen all die­je­ni­gen los, denen der Kampf für mehr Kli­ma­schutz, wie ihn die „Letz­te Gene­ra­ti­on“ ernst­haf­ter, kon­se­quen­ter, dring­li­cher als die meis­ten ande­ren führt, schon lan­ge ein Dorn im Auge ist. Sie ver­su­chen, den Tod der Rad­fah­re­rin mit der Akti­on der „Last Gene­ra­ti­on“ in Zusam­men­hang zu brin­gen. Hier zwei Bei­spie­le der poli­ti­schen Prominenz:

Kat­ja Mast, Ers­te Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on: »in Ber­lin kamen Ret­tungs­fahr­zeu­ge nicht recht­zei­tig zu einer lebens­be­droh­lich Ver­letz­ten … Ich per­sön­lich fin­de, dass die Jus­tiz mit Wie­der­ho­lungs­tä­tern hart ins Gericht gehen muss.« (Quel­le)

Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD): »Wenn Straf­ta­ten began­gen wer­den und ande­re Men­schen gefähr­det wer­den, ist jede Gren­ze legi­ti­men Pro­tests über­schrit­ten. … Die Straf­tä­ter müs­sen schnell und kon­se­quent ver­folgt wer­den.« (Quel­le)

Mangel an Sachargumenten

Zwi­schen dem Stau auf der Auto­bahn und dem töd­li­chen Aus­gang des Unfalls mit dem Beton­fahr­zeug besteht kei­ner­lei Zusam­men­hang. Die Sache wird, beson­ders in Tei­len der Medi­en, aber in einer Wei­se dar­ge­stellt, dass ein Schein des Ver­dachts auf die „Letz­te Gene­ra­ti­on“ fällt.  — Wo etwas zum In-die-Schu­he-schie­ben der­art weit her­ge­holt wird, muss der Man­gel an Sach­ar­gu­men­ten über­wäl­ti­gend sein!

Das ist er in der Tat. Oder möch­te jemand behaup­ten, dass

  • der Auf­bau einer LNG-Infra­struk­tur statt for­cier­ter Energiewende
  • die Kip­pung des Koh­le- und Atomausstiegs
  • zusätz­li­che Emis­sio­nen durch Ein­satz deut­scher Waf­fen im Ukraine-Krieg
  • Ver­hin­de­rung, das Ahrtal als Vor­bild­re­gi­on für Erneu­er­ba­re Ener­gien aufzubauen
  • stän­dig neue Rekor­de von Hit­ze, Dür­re und Bränden

Indi­zi­en dafür sind, dass der Kli­ma­schutz hier­zu­lan­de in guten Hän­den ist und Deutsch­land sich auf dem Pfad zur Ein­hal­tung der Pari­ser Beschlüs­se bewegt? — Nein.

Wer sind die wirklichen Täter?

Hier liegt die Täter­schaft, die für eine namen­lo­se Zahl von Toten und für die Zer­stö­rung der Lebens­grund­la­gen auf dem Pla­ne­ten ins­ge­samt ver­ant­wort­lich ist. Mit dem Bemü­hen, die­je­ni­gen in Ver­ruf zu brin­gen, die auf die Fehl­ent­wick­lun­gen hin­wei­sen, ver­sucht man, vom eige­nen Ver­ur­sa­cher­tum abzulenken.

Wer gegen die „Letz­te Gene­ra­ti­on“ vor­geht, hat sich vom All­ge­mein­wohl der Gesell­schaft abge­kop­pelt und dient nur jener klei­nen Grup­pe, die am Fort­be­stand der fos­sil-ato­ma­ren Ener­gie­er­zeu­gung inter­es­siert ist. Den Kli­ma­schutz führt die­se zwar im Mun­de, schrei­tet aber ein, wenn er in dem Maße ver­wirk­licht wer­den soll, wie es nötig wäre.

Gut ist aber, dass die­se Kräf­te die Umstän­de jenes Ver­kehrs­un­falls in Ber­lin der­art plump ver­fäl­schen, dass die Öffent­lich­keit leicht erken­nen kann, mit wes Geis­tes Kin­dern sie es zu tun hat.  Wer sich über gele­gent­li­che Ein­grif­fe in gewohn­te Abläu­fe ärgert, soll­te sich dafür ein­set­zen, dass die kli­ma­schüt­zen­den For­de­run­gen der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ erfüllt wer­den und sol­che Abläu­fe sich her­aus­bil­den, die dem Leben zuträg­lich sind, statt es zu unter­gra­ben. — Dabei könn­te man sich sogar auf das Kli­ma­schutz­ur­teil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­rich­tes berufen.

Weitere Beiträge zum Thema

Einen wei­te­ren infor­ma­ti­ven Betrag zum The­ma hat Rüdi­ger Hau­de vom Solar­ener­gie-För­der­ver­ein Deutsch­land e.V. (SFV) verfasst.

Bei­trags­bild: stock.adobe.com

Klimawirkung des Ukraine-Krieges

In sei­nem Arti­kel “Wie­viel Zeit bleibt uns noch, und was soll­ten wir mit die­ser anfan­gen?” — ver­öf­fent­licht im pv-maga­zi­ne (mit Dis­kus­si­on in den comm­ents), in der Son­nen­sei­te von Franz und Bigi Alt, sowie in der LINKSZEITUNG — geht Christ­fried Lenz (Mit­glied des Run­den Tisches) auch auf die Kli­ma­wir­kung des Ukrai­ne-Krie­ges ein. Das hat dazu geführt, dass das Redak­ti­ons­team des Run­den Tisches fol­gen­de Anfra­ge an das Por­tal “frag­den­staat” gerich­tet hat:

“Die Bun­des­re­gie­rung behaup­tet, durch eine bis 2045 zu rea­li­sie­ren­de “Kli­ma­neu­tra­li­tät” wür­de Deutsch­land die Pari­ser Kli­ma­zie­le ein­hal­ten. Die Mes­sun­gen und Berech­nun­gen, auf denen dies beruht, stam­men aus der Zeit vor dem Ukrai­ne-Krieg. Die durch die­sen Krieg ver­ur­sach­ten zusätz­li­chen Emis­sio­nen von Treib­haus­ga­sen sind in jenen Berech­nun­gen daher nicht berück­sich­tigt. Wird die Bun­des­re­gie­rung auf­grund des Krie­ges eine Neu­be­stim­mung des Pfa­des zur Ein­hal­tung der Pari­ser Beschlüs­se vor­neh­men oder hält sie die kriegs­be­ding­ten zusätz­li­chen Emis­sio­nen für gering­fü­gig, so dass eine Neu­be­stim­mung des Pfa­des zur Ein­hal­tung der Pari­ser Beschlüs­se nicht nötig ist?”

Über die Ant­wort, die wir erhal­ten, wer­den wir an die­ser Stel­le informieren.



Klimaschutz in den Medien

Seit dem Offe­nen Brief des Run­den Tisches an die ARD-Run­funk­rä­te ste­hen wir in regem Aus­tausch mit der ARD Gre­mi­en­vor­sit­zen­den­kon­fe­renz, die auf erfolg­te und zukünf­ti­ge Bericht­erstat­tung zum The­ma Kli­ma­kri­se und erneu­er­ba­re Ener­gien ver­weist.
Aber wir über­las­sen das Feld selbst­ver­ständ­lich nicht allein den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern: die Mit­ar­bei­ten­den am RT-EE sind in den Online-Medi­en auch selbst sehr aktiv.

In unse­rem Brief vom Novem­ber vori­gen Jah­res ging es um einen wich­ti­ge­ren Stel­len­wert der Infor­ma­tio­nen über die Erzeiugung Erneu­er­ba­rer Ener­gien in der öffent­lich-recht­li­chen Bericht­erstat­tung. Die Ant­wort dar­auf war wenig über­zeu­gend. Wir hak­ten nach und beka­men nun eine befrie­di­gen­de­re Ant­wort. Ein kur­zer Aus­zug aus dem letz­ten Schreiben:

Selbst­ver­ständ­lich dür­fen Sie erwar­ten, dass die öffent­lich-recht­li­chen Medi­en ihrem Auf­trag ent­spre­chend und nach Kräf­ten ihren Bei­trag zum Kli­ma­schutz leis­ten. Der öffent­lich-recht­li­che Infor­ma­ti­ons­auf­trag ist so umfas­send, dass er sich auf alle Lebens­be­rei­che und somit ganz klar auch auf das The­ma Kli­ma­schutz bezieht, mit­hin auch auf die von Ihnen ange­spro­che­nen ener­gie­po­li­ti­schen Interessensunterschiede.

Dies­be­züg­lich ver­weist die Geschäfts­stel­le der ARD Gre­mi­en­vor­sit­zen­den­kon­fe­renz zum Bei­spiel kon­kret auf die Rubrik Kli­max in der Sen­dung BRISANT.

In die­sem Zusam­men­hang sind unse­re Mit­glie­der auch selbst in elek­tro­ni­schen Medi­en recht aktiv.
So weist Hans Josef Fell in sei­nem News­let­ter vom 24.2. dar­auf hin, dass „die geo­po­li­ti­schen Ver­wer­fun­gen um die Ukrai­ne … auch Ergeb­nis einer fos­si­len Ener­gie­ab­hän­gig­keit der EU und des feh­len­den Aus­baus der Erneu­er­ba­ren Ener­gien“ sind. Und erneut im News­let­ter vom 28.2. weist er in einem Inter­view mit Joa­chim Wil­le dar­auf hin, dass „der völ­ker­rechts­wid­ri­ge rus­si­sche Ein­marsch in der Ukrai­ne … auch die Ener­gie­kri­se“ ver­schärft.
Dr. Christ­fried Lenz von der Genos­senschft Bür­ger­en­er­gie Alt­mark eG weist in einem Bei­trag der Bür­ger­initia­ti­ve Frack­ing frei­es Hes­sen n.e.V. dar­auf hin, „wie der Wes­ten die Vor­aus­set­zun­gen für Putins Krieg schaffte“.

Klimaschutz im Bundestag

Die Platt­form #wählbar2021 woll­te seit Juni 2021 von den Kan­di­die­ren­den zur Bun­des­tags­wahl, dass sie Far­be zu kon­kre­ten Kli­ma­schutz­maß­nah­men beken­nen. Von ihnen sind 332 in den 20. Deut­schen Bun­des­tag gewählt wor­den. Die Platt­form #kli­ma­schutz-im-bun­des­tag möch­te Bürgerinnen/Bürger und Abge­ord­ne­te des 20. Deut­schen Bun­des­ta­ges wäh­rend der gesam­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode über kon­kre­te Maß­nah­men zum Kli­ma­schutz mit- und unter­ein­an­der ins Gespräch bringen.

„Kli­ma­schutz im Bun­des­tag“ setzt den Dia­log mit den Abge­ord­ne­ten nach der Kon­sti­tu­ie­rung des Bun­des­ta­ges fort. Dabei wer­den die Abge­ord­ne­ten gebe­ten, zu den 19 Punk­ten Stel­lung zu neh­men, die zu einem neu­en Umgang mit Ener­gie gehö­ren.
Auf einer Sei­te kann man sehen, wer bis­her zu den auf­ge­führ­ten Punk­ten Stel­lung genom­men hat. Dar­über hin­aus kann man z. B. die Abge­ord­ne­ten des eige­nen Wahl­krei­ses her­aus­su­chen und sie mit einer e‑Mail auf­for­dern, die Fra­gen zu beantworten.

Wir sind der Auf­fas­sung, dass dem Bun­des­tag in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode eine gro­ße Ver­ant­wor­tung für die Fra­gen der Ener­gie­ver­sor­gung zukommt. Die Ener­gie­ver­sor­gung eines Lan­des ist nicht nur ver­ant­wort­lich dafür, wie sich das Kli­ma auf der Erde ent­wi­ckeln wird, son­dern auch dafür, ob für ein Leben in Frei­heit Krie­ge geführt wer­den müs­sen. Zur Son­der­sit­zung des Bun­des­ta­ges am 27. Febru­ar ist das beein­dru­ckend deut­lich gewor­den.
Unser Logo befin­det sich auch auf der Sei­te der unter­stüt­zen­den Orga­ni­sa­tio­nen.

Kevin Anderson: Die Realität hinter den Klimazielen, das „Davos-Cluster“ und die Wende von unten

Kevin Ander­son, renom­mier­ter bri­ti­scher Kli­ma­wis­sen­schaft­ler, der an den Uni­ver­si­tä­ten in Man­ches­ter und Upp­sa­la forscht, beschreibt im Inter­view mit David Goeß­mann ein­drück­lich, dass die der­zei­ti­gen Kli­ma­zie­le aller Regie­run­gen eine ande­re, d. h. unbe­wohn­ba­re Erde zur Fol­ge haben. Aber er gibt auch Hoffnungsaussichten.

Kein Land bie­tet natio­na­le Maß­nah­men an, um das Paris-Ziel errei­chen zu kön­nen, sagt Kevin Ander­son. Zugleich geben die Regie­run­gen wie beim Kli­ma­gip­fel in Glas­gow (COP26) wei­ter vor, die Tem­pe­ra­tur unter 2 Grad Cel­si­us hal­ten zu wol­len. Dafür müss­ten die Indus­trie­staa­ten jedoch bis spä­tes­tens 2035 dekar­bo­ni­siert sein, was sie aber nicht pla­nen. Zudem sei­en Emis­si­ons­sze­na­ri­os, die den Ein­druck erwe­cken, als ob das 2‑Grad-Ziel halt­bar sei, wenn alle Staa­ten ihre Ver­spre­chen ein­lö­sen, „extrem irre­füh­rend“. Denn dar­in ein­ge­rech­net sind soge­nann­te „nega­ti­ve Emis­sio­nen“. Wir befin­den uns tat­säch­lich auf dem Weg in eine Welt, die 3 bis 4 Grad wär­mer sein wird. „Dann wer­den wir auf einem ande­ren Pla­ne­ten leben“. Eine Kurs­än­de­rung ist tech­nisch wei­ter mög­lich, sagt Ander­son, sie wird jedoch blo­ckiert. Das mäch­ti­ge „Davos-Clus­ter“, eine Grup­pe von Spit­zen­po­li­ti­kern, Unter­neh­mens­füh­rern und Mei­nungs­ma­chern, zeigt sich unfä­hig und nicht gewillt, die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen ein­zu­lei­ten. Daher muss die Wen­de von unten, von orga­ni­sier­ten Bewe­gun­gen und der Zivil­ge­sell­schaft kom­men.
Das gan­ze Inter­view kön­nen Sie hier sehen.

Offener Brief an die Rundfunkräte wegen Programmausrichtung

Ange­sichts der zuneh­mend kata­stro­pha­len Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­er­wär­mung hält der Run­de Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien eine Ände­rung der Pro­gramm­aus­rich­tung des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks für not­wen­dig. Er wen­det sich des­halb mit dem nach­fol­gen­den offe­nen Brief, der von zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen aus dem gesam­ten Bun­des­ge­biet unter­stützt wird, an die Rundfunkräte.

programmausrichtung klimakrise
hochwasser

An die Rundfunkräte der Bundesrepublik Deutschland

Notwendige Änderung der Programmausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks angesichts zunehmend katastrophaler Auswirkungen der Klimaerwärmung

Sehr geehr­te Damen und Herren,

seit vie­len Jah­ren gibt es kri­ti­sche Stim­men, die dem öffentlich/rechtlichen Rund­funk vor­wer­fen, den Kli­ma­wan­del zu ver­harm­lo­sen und die Bedeu­tung der erneu­er­ba­ren Ener­gien her­un­ter­zu­spie­len. Über kli­ma­be­ding­te Kata­stro­phen – bis vor Kur­zem fern­ab von Deutsch­land – wur­de zwar berich­tet. Die sich dar­aus erge­ben­de Kon­se­quenz, dass die Ener­gie­wen­de extrem beschleu­nigt wer­den muss, wur­de jedoch nicht gezo­gen. Ins­be­son­de­re wur­de nur gele­gent­lich dar­über auf­ge­klärt, dass das Inter­es­se der fos­sil-ato­ma­ren Ener­gie­kon­zer­ne an der Erhal­tung ihres Geschäfts­mo­dells den ent­schei­den­den Brems­fak­tor beim Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien dar­stellt. Es wäre aber nötig, die­sen Zusam­men­hang her­vor­zu­he­ben, damit die Bevöl­ke­rung erken­nen kann, dass sie sel­ber aktiv wer­den muss, wenn eine noch erträg­li­che Kli­ma­zu­kunft erreicht wer­den soll. Statt des­sen ist die Pro­gramm­ge­stal­tung in ihrer Gesamt­heit so gear­tet, dass sie Ruhe und Lethar­gie ver­brei­tet. Für die ein­ge­tre­te­nen und zu erwar­ten­den kli­ma­be­ding­ten Schä­den ist der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk daher mit verantwortlich.

In sei­nem auf­rüt­teln­den Buch über feh­len­den Kli­ma­schutz „Kurs Kli­ma-Kol­laps – das gro­ße Ver­sa­gen der Poli­tik“ bringt David Goeß­mann die Rol­le der Medi­en und ins­be­son­de­re des von der Bevöl­ke­rung finan­zier­ten öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks auf den Begriff „Tauch­sta­ti­on“. Zita­te aus sei­nem Buch:
„Was ist mit den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern, die finan­ziert wer­den von den Gebüh­ren der Bür­ger, nicht vom Bun­des­ver­band der deut­schen Indus­trie (BDI)? … War­um schlug nie­mand Alarm?“ (S. 17f), „Auch Talk­shows und Pres­se­clubs in den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern gin­gen an dem The­ma stumm vor­bei. Man stel­le sich vor, die Medi­en hät­ten in der Coro­na­kri­se ähn­lich reagiert und sich Augen, Ohren sowie Mund förm­lich zuge­hal­ten.“ (S. 147)

Die jüngs­te und öffent­lich breit wahr­ge­nom­me­ne Kri­tik­ak­ti­on wur­de von der Initia­ti­ve „KLIMA° vor acht“ orga­ni­siert. Sie for­dert, neben „Bör­se vor acht“, „Wis­sen vor acht“ und „Wet­ter vor acht“ über das ungleich wich­ti­ge­re The­ma „Kli­ma“ zu berichten.

Die Argu­men­te, mit denen das abge­lehnt wur­de, sind bestür­zend. Sie demons­trie­ren, dass bei den obe­ren Pro­gramm­ge­stal­tern ein Pro­blem­be­wusst­sein bezüg­lich Kli­ma ent­we­der nicht vor­han­den ist oder ver­drängt wird.

So mein­te der geschäfts­füh­ren­de Redak­teur für das ARD-Vor­abend­pro­gramm, Chris­toph Schmidt:
Auch wenn Kli­ma­schutz viel­leicht ein heh­res und rich­ti­ges Ziel ist: Es ist trotz­dem erst mal eine par­tei­ische Inter­es­sen­grup­pe, und wenn jede Inter­es­sen­grup­pe sagt: ‚Ich mache mal mei­nen Pilo­ten und mache mei­nen Bei­trag so, wie ich ihn mache‘, und wir räu­men dann Sen­de­plät­ze dafür frei, damit habe ich als unab­hän­gi­ger Jour­na­list ein gro­ßes Pro­blem.“ (Quel­le: https://www.deutschlandfunk.de/primetime-fuer-die-klimakrise-aktivisten-fordern-neues.2907.de.html?dram:article_id=483806)

Für ihn ist Kli­ma­schutz also nur „viel­leicht“ ein „rich­ti­ges Ziel“. Die­je­ni­gen, die dafür ein­tre­ten, sind für Herrn Schmidt nichts wei­ter als eine „par­tei­ische Inter­es­sen­grup­pe“, die gegen­über den vie­len ande­ren Inter­es­sen­grup­pen kei­nes­falls bevor­zugt wer­den darf.

Sehr geehr­te Damen und Her­ren in den Rund­funk­rä­ten, der Kli­ma­wan­del bedroht die mensch­li­che Zivi­li­sa­ti­on und viel­leicht höhe­res Leben auf dem Pla­ne­ten über­haupt. Wer den Kampf hier­ge­gen für ein „par­tei­isches Inter­es­se“ hält, dem fehlt jeg­li­ches Verständnis.

Dass hier zu wenig berich­tet wird, weist KLIMA° vor acht auch auf Basis nack­ter Zah­len nach: Die Initia­ti­ve hat die Pro­gramm­über­sich­ten der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der ana­ly­siert und kommt zu fol­gen­dem Schluss: „Die Anzahl der Sen­dun­gen zur Kli­ma­kri­se spie­geln weder die Rele­vanz noch das Pro­blem­be­wusst­sein in der Bevöl­ke­rung wie­der.
(Quel­le: https://klimavoracht.de/programmdaten/).

Die kli­ma­wan­del­be­ding­te Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal hat nun aber ein gewis­ses Auf­wa­chen aus­ge­löst. Der auf­grund sei­nes Sen­de­ge­bie­tes unmit­tel­bar betrof­fe­ne SWR berich­tet bis­her in begrü­ßens­wer­ter Wei­se. Ins­be­son­de­re stellt er die Bedeu­tung des Mot­tos „Ahrtal wird SolAHRtal“ her­aus. Es kann näm­lich nicht sein, dass die Grund­ur­sa­che der Kata­stro­phe, die Ver­sor­gung durch fos­si­le Ener­gie, für die Zukunft wie­der her­ge­stellt wird. Viel­mehr muss die Regi­on als Modell für voll­stän­di­ge Ver­sor­gung durch erneu­er­ba­re Ener­gien auf­ge­baut wer­den. Hier­für hat sich eine vor­bild­li­che Zusam­men­ar­beit der betrof­fe­nen Men­schen mit Wis­sen­schaft­lern, Fach­fir­men, Behör­den und Ener­gie­be­ra­tun­gen herausgebildet.

Unse­re Bit­te, unser Vor­schlag an Sie: Die Arbeit des SWR bezüg­lich Ahrtal soll­te allen Sen­dern in Deutsch­land kom­mu­ni­ziert wer­den. Über­all im Land soll­te auf das Gesche­hen im Ahrtal auf­merk­sam gemacht wer­den. Denn was im Ahrtal pas­sier­te, kann jeder­zeit (fast) über­all gesche­hen. Der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk soll­te dar­auf hin­wir­ken, dass die Bevöl­ke­rung und die betrof­fe­nen Insti­tu­tio­nen unver­züg­lich Maß­nah­men ergrei­fen, um die Aus­wir­kun­gen einer nächs­ten Kata­stro­phe zumin­dest abzu­mil­dern. Bei­spiels­wei­se kann durch recht­zei­ti­gen Umstieg auf rege­ne­ra­ti­ve Wär­me­ver­sor­gung per Wär­me­pum­pen und Solar­ther­mie eine groß­flä­chi­ge Boden­kon­ta­mi­na­ti­on durch aus­ge­lau­fe­nes Heiz­öl – wie im Ahrtal gesche­hen – ver­mie­den werden.

Wir wären dank­bar, wenn Sie die­se The­ma­tik rasch auf­grei­fen. Zwecks wei­te­rer Kon­kre­ti­sie­rung freu­en wir uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Ihr Ansprechpartner

Jür­gen Vos­kuhl
für den Run­den Tisch — Erneu­er­ba­re Ener­gien
E‑Mail: juergen.voskuhl@energiewende-2030.de
Fon: +49.69.24742919–0
Web: energiewende-2030.de

 

Logo RT-EE

Unterzeichner:

offener Brief rundfunkrat programmausrichtung
unterzeichner

Greta Thunberg zur COP26 und Klimagerechtigkeit

Gre­ta Thun­berg spricht über die Bedeu­tung von Ehr­lich­keit beim Kampf gegen die Kli­ma­kri­se, ihre Erfah­run­gen mit der COP26, Kli­ma­ge­rech­tig­keit und Gleich­heit. Außer­dem hält sie eini­ge gute Rat­schlä­ge für Kin­der und Jugend­li­che bereit, die Angst vor der Kli­ma­kri­se haben.
Neben dem eng­lisch­spra­chi­gen Ori­gi­nal-Video fin­den Sie auf die­ser Sei­te auch das Inter­view in deut­scher Sprache. 

The Juice Media (TJM) ist ein aus­tra­li­sches Unter­neh­men, das poli­ti­sche Sati­re pro­du­ziert. Es ist bekannt für die Inter­net­se­rie «Honest Govern­ment Ads» , die als Sati­re „Wer­bung“ der aus­tra­li­schen Regie­rung zeigt. Jedes Video greift dabei ein aktu­el­les sozia­les oder poli­ti­sches The­ma auf und zeigt die mög­li­chen Fol­gen der Haltung/Politik der Regie­rung zu die­sem Thema.

Nach­dem TJM auch die US-Regie­rung und zuletzt die Kli­ma­kri­se the­ma­ti­siert hat, sind TJM und die Vide­os inzwi­schen welt­weit bekannt.

In Pod­casts zu den Vide­os dis­ku­tiert der Grün­der von TJM, Giord­a­no Nan­ni, das jewei­li­ge The­ma mit einem Exper­ten aus dem Bereich. 

Im Pod­cast 26, der hier als Video zur Ver­fü­gung steht (engl., mit engl. Unter­ti­teln), spricht Giord­a­no mit Gre­ta Thun­berg über die Bedeu­tung von Ehr­lich­keit im Kampf für ech­te Kli­ma­schutz­maß­nah­men, ihre Erfah­run­gen mit der COP26, Kli­ma­ge­rech­tig­keit, Gleich­heit und ihre Rat­schlä­ge für Eltern und Kin­der, die Angst vor der Kli­ma­kri­se haben.

Jani­ne O’Ke­ef­fe ist Mit­be­grün­de­rin der inter­na­tio­na­len Fri­days-for-Future-Bewe­gung und steht in enger Ver­bin­dung zu Kli­ma-Akti­vis­tin Gre­ta Thun­berg. Sie  fasst für den Run­den Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien die aus ihrer Sicht vier wich­tigs­ten Punk­te des Inter­views von Giord­a­no mit Gre­ta zusam­men.
Mehr dazu…

Das Interview auf Deutsch

Ein klei­nes Team vom Run­den Tisch Erneu­er­ba­re Ener­gien hat das Inter­view über­setzt und prä­sen­tiert nach­fol­gend die deutsch­spra­chi­ge Fassung.

Giord­a­no: Hal­lo zusam­men, hier ist Giord­a­no von The Juice Media!
Will­kom­men zurück zum The Juice Media-Pod­cast, der die Serie Honest Govern­ment Ad beglei­tet.
Die­se Fol­ge des Pod­casts wur­de auf dem Land der Wurund­je­ri [Anm.: ein Abori­gi­nes-Stamm in Aus­tra­li­en] auf­ge­nom­men und ist die Beglei­tung zu unse­rer neu­es­ten „Honest Govern­ment Ad“ zum The­ma „Net­to-Null bis 2050“:

Video­ton: Hal­lo, ich bin von der Regie­rung und brin­ge Sie auf den neu­es­ten Stand, wie wir mit der Kli­ma­kri­se umge­hen. Wir wis­sen, dass Sie alle dar­auf zäh­len, dass wir die­ses Pro­blem lösen, damit die Mensch­heit wei­ter­hin ihre Lieb­lings­be­schäf­ti­gung genie­ßen und auf die­sem Pla­ne­ten leben kann, aber wir haben erkannt, dass wir das Pro­blem sind. Wir sor­gen dafür, dass wir alle sterben!

Giord­a­no: Als ich Gre­ta Thun­berg sagen hör­te, sie wol­le, dass die Regie­run­gen in Bezug auf die Kli­ma­kri­se ehr­lich sind, hat­te ich so etwas wie eine klei­ne Erleuch­tung: „Hey, ich mache die­se Serie mit dem Titel «Honest Govern­ment Ads», viel­leicht kann ich Gre­ta hier hel­fen.“
Also habe ich die­se Fol­ge von Honest Govern­ment Ad geschrie­ben und ich den­ke, es könn­te das wich­tigs­te Video sein, das wir bis­her gemacht haben. Weil es den Men­schen hilft, die Logik zu ver­ste­hen, nach der „Net­to-Null bis 2050“, die Lösung, die sich die füh­ren­den Poli­ti­ker der Welt für die Kli­ma­kri­se aus­ge­dacht haben, tat­säch­lich als Ersatz für Ehr­lich­keit fun­gie­ren kann und so dazu bei­trägt, kata­stro­pha­le Ver­zö­ge­run­gen bei der Ergrei­fung ernst­haf­ter Kli­ma­schutz­maß­nah­men zu recht­fer­ti­gen.
Ich habe Gre­ta auch gefragt, ob sie einem Gast­auf­tritt in dem Video zustim­men wür­de, was sie bejahte.

Gre­ta: „Geneh­migt von der Abtei­lung für blah blah blah“.

Giord­a­no: Und dann schien es nur logisch, sie zu fra­gen, ob sie mein Gast im Pod­cast sein wür­de, da sie die­sen Honest Govern­ment Ad inspi­rier­te, was sie auch bejah­te. Und des­halb ist mein Gast im heu­ti­gen Pod­cast Gre­ta Thun­berg.
Gre­ta muss man nicht vor­stel­len, aber für die­je­ni­gen, die es nicht wis­sen: Im Alter von 15 Jah­ren fing sie an, die Schu­le zu bestrei­ken, um stär­ke­re Kli­ma­schutz­maß­nah­men zu for­dern. Was Mil­lio­nen von jun­gen Men­schen welt­weit dazu inspi­rier­te, sich ihr anzu­schlie­ßen, was zu den Schul­streiks für das Kli­ma und der Fri­days-for-Future-Bewe­gun­gen wur­de.
Mit ihren kraft­vol­len, direk­ten Reden hat sie den füh­ren­den Poli­ti­kern der Welt von Davos bis New York in den Hin­tern getre­ten und ist zu einer der bekann­tes­ten Per­sön­lich­kei­ten der Welt gewor­den.
Ihre zahl­rei­chen Aus­zeich­nun­gen, dar­un­ter jüngs­te „Per­son des Jah­res“ des Time Maga­zi­ne und ein Ein­trag in die For­bes-Lis­te der 100 mäch­tigs­ten Frau­en der Welt sowie meh­re­re Nomi­nie­run­gen für den Frie­dens­no­bel­preis haben sie nicht davon abge­hal­ten, ein wun­der­ba­rer boden­stän­di­ger Mensch zu blei­ben, der immer noch jeden Frei­tag mit den Mit­schü­lern die Schu­le bestreikt.
Gre­ta, die jetzt 18 Jah­re alt ist und gera­de die High-School abschließt, redet heu­te mit uns von ihrem Zuhau­se in Schwe­den aus.
Ich hof­fe, Sie genie­ßen unser Gespräch und wir sehen uns gleich wieder.

(Musik)

Giord­a­no: Will­kom­men beim Juice Media Pod­cast, Gre­ta! Es ist uns eine Ehre, dich heu­te hier bei uns zu haben.

Gre­ta: Dan­ke, es ist mir eine Ehre, hier zu sein! Ich bin wirk­lich ein gro­ßer Fan von The Juice Media, also ist es wirk­lich aufregend.

Giord­a­no: Hör’ mal, du bist mir zuvor­ge­kom­men. Ich woll­te gera­de das Glei­che sagen: wir sind gro­ße Fans von dir! Und ich woll­te das gleich zu Beginn los­wer­den, damit wir mit der Wis­sen­schaft wei­ter­ma­chen kön­nen, aber ich dan­ke dir eben­falls für alles, was du tust, wirklich.

Gre­ta: Gleichfalls.

Giord­a­no: Ich weiß, dass du viel zu tun hast, damit unse­ren füh­ren­den Poli­ti­kern in den Hin­tern zu tre­ten und dei­ne gan­ze Arbeit für die Schu­le zu machen. Daher dan­ke für die Zeit die du dir nimmst, um hier zu sein.
Zunächst ein­mal: wie geht es dir?

Gre­ta: Mir geht‘s gut. Es ist jetzt Sams­tag, ich habe zwar nicht frei, aber wenigs­tens ist kein Schul­tag. Also kann ich jetzt ver­su­chen, ande­re Din­ge nach­zu­ho­len. Es ist heu­te ziem­lich kalt, aber es ist schön. Also geht es mir gut.
Mal abge­se­hen von allem, was sich im Moment auf der COP so abspielt. Dort sind alle gera­de dabei, die Ent­wür­fe fer­tig­zu­stel­len und das ist auch sehr inter­es­sant zu ver­fol­gen. Um es vor­sich­tig auszudrücken.

Rückblick auf die COP26

Giord­a­no: Ja, klar, also sehr gut, mal abge­se­hen davon, dass unse­re füh­ren­den Poli­ti­ker dabei sind, uns alle umzu­brin­gen, ist alles groß­ar­tig, jen­seits des­sen.
Lass uns über die COP spre­chen.
Du bist gera­de von die­sem Kli­ma­gip­fel zurück­ge­kehrt, der gera­de zu Ende geht, wäh­rend wir uns hier unter­hal­ten. Ich den­ke, heu­te ist der letz­te Tag. Wie ist dein Rück­blick auf die COP26?
Und übri­gens nur eine Erin­ne­rung, dass du hier so viel flu­chen darfst, wie du willst. Wir rufen in die­ser Pod­cast-Rei­he in gewis­ser Wei­se sogar dazu auf.

Gre­ta: Gut. Nun, ich bin jetzt schon vor fast einer Woche nach Hau­se gekom­men.
Ich war nur die ers­te Woche dort und so konn­te ich sozu­sa­gen alles ver­ar­bei­ten und mich von dem gan­zen Cha­os dort drü­ben etwas erho­len.
Ich den­ke, es ist abhän­gig davon, wer man ist. Wenn man fragt, wie die COP war, bekommt man sehr, sehr unter­schied­li­che Ant­wor­ten. Von eini­gen Leu­ten, wel­che Angst haben die Men­schen zu ent­täu­schen, hört man, dass es Fort­schrit­te gibt und wir lang­sam gewin­nen. Aber wir müs­sen uns ver­ge­gen­wär­ti­gen, dass, wenn es um die Kli­ma­kri­se geht, lang­sam zu gewin­nen gleich­be­deu­tend damit ist, zu ver­lie­ren. Wir kön­nen die Kli­ma­kri­se nicht mit Fort­schrit­ten lösen.
Wenn ich mich mit Leu­ten unter­hal­te, die noch vor Ort sind, erhal­te ich ganz ande­re Ant­wor­ten. Dass es eine kom­plet­te Kata­stro­phe ist und dass nie­mand bereit ist, irgend­et­was zu tun.
Hin­ter dem Vor­hang ist es nur ein Kampf von denen, die ver­su­chen, neue Schlupf­lö­cher zu schaf­fen, die blo­ckie­ren und von den Län­dern des glo­ba­len Nor­dens, die sich immer noch wei­gern, auch nur die mini­mals­ten Kli­ma­maß­nah­men zu ergrei­fen, die not­wen­dig wären.

Giord­a­no: Hast du schon einen Blick auf den Ent­wurfstext gewor­fen, der her­aus­ge­kom­men ist? Hat­test du schon Gele­gen­heit, ihn zu lesen?

Gre­ta: Ich habe es ver­sucht, ja. Nicht den gan­zen Text, aber ich habe Tei­le davon gele­sen, aber ich wer­de ver­su­chen, ihn so schnell wie mög­lich zu lesen, also den gesam­ten Text.

Giord­a­no: Es ist schwer, dar­über genau jetzt zu reden, denn das alles pas­siert ja gera­de noch.

Gre­ta: Ja, und das Gan­ze wird sich noch eini­ge Male ändern.

Giord­a­no: Ja. Eines der guten Din­ge, die sich dar­aus erge­ben, wenn wir mal auf das Posi­ti­ve dar­an schau­en wol­len, ist die­se Ver­ein­ba­rung, dass die Län­der jetzt jähr­lich prü­fen und ihre natio­na­len Emis­si­ons­re­duk­ti­ons­zie­le neu defi­nie­ren müs­sen, im Gegen­satz zu dem Fünf­jah­res-Tur­nus, der in Paris fest­ge­legt wurde.

Ist das etwas, wor­über du froh bist, dass es ein­ge­tre­ten ist?

Gre­ta: Ich mei­ne, natür­lich ist es bes­ser als nichts, nur die­ser Teil. Aber wenn man sich das Gan­ze anschaut und wenn man es mit dem ver­gleicht, was jetzt not­wen­dig wäre, dann ist es immer noch ein kom­plet­tes Ver­sa­gen und wir kön­nen nicht glau­ben, dass wir die Kli­ma­kri­se mit klei­nen Schrit­ten wie die­sen lösen kön­nen und blo­ße Ver­spre­chen, dass sie ihre Ambi­tio­nen ver­bes­sern wer­den, wer­den zu nichts füh­ren, wenn sie dem nicht Taten fol­gen las­sen und sie die­se Ambi­tio­nen und die Ver­pflich­tun­gen, die sie ankün­di­gen, tat­säch­lich erfüllen …

Greta über Ehrlichkeit

Giord­a­no: Ja, das ist so ein Gre­ta-Ding: Du sagst immer: „Ja, Wor­te, Wor­te, Wor­te, aber was ist mit den Taten?“ Und du bist so gut dar­in, es immer auf die­sen Punkt zurück zu bringen.

Lass uns über Ehr­lich­keit reden: Als ein Jour­na­list dich im Vor­feld der Kon­fe­renz frag­te, wie Erfolg für dich aus­se­hen wür­de, sag­test du und ich zitie­re dich jetzt: “Sowas wie Erfolg wäre für mich, dass die Staats- und Regie­rungs­chefs der Welt ehr­lich zuge­ben, dass sie bei der Bewäl­ti­gung der Kli­ma­kri­se versagen.”

In einem Arti­kel hast du geschrie­ben, dass es immer noch Hoff­nung gibt, aber Hoff­nung beginnt immer mit Ehr­lich­keit. Es ist eine so ein­fa­che, aber auch kraft­vol­le Bot­schaft.
Kannst du uns erklä­ren, war­um du Ehr­lich­keit als den ers­ten Schritt für wirk­li­che Taten bei der Bewäl­ti­gung der Kli­ma­kri­se ansiehst?

Gre­ta: Wir reden immer über Lösun­gen für die Kli­ma­kri­se, wie wir sie lösen wer­den, wel­che Schrit­te wir geschafft haben. Aber wie kön­nen wir über­haupt über eine Kri­se dis­ku­tie­ren, die wir igno­rie­ren, jeden­falls der größ­te Teil von uns.
Eine kürz­lich durch­ge­führ­te Unter­su­chung in Schwe­den zeig­te, dass weni­ger als ein Drit­tel unse­rer Gesamt­emis­sio­nen tat­säch­lich in unse­ren Kli­ma­zie­len betrach­tet wird. Und wie kön­nen wir ver­su­chen, die Kri­se zu lösen, wenn wir zwei Drit­tel davon igno­rie­ren?
Es ist so, als wür­den sie sagen: „Wie wol­len wir das lösen?“ und wir sagen: „Wie wäre es, wenn wir alles zusam­men­rech­nen und uns ehr­lich machen, wo wir tat­säch­lich ste­hen, weil wir nicht in der Lage sein wer­den, eine Kri­se zu lösen, die wir nicht ver­ste­hen?“ Und wenn wir das sagen, ver­steht uns nie­mand und dann sagen sie: „Ja, aber was genau sol­len wir tun?” Und wir wie­der­ho­len: “Wie wäre es, wenn wir alles zusam­men­rech­nen und uns klar machen, wo wir eigent­lich ste­hen, um zu ver­ste­hen, mit wel­cher Situa­ti­on wir kon­fron­tiert sind, um sie dann tat­säch­lich zu bekämp­fen?“ Und immer noch ver­steht uns nie­mand. Und das ist sozu­sa­gen der Schlüs­sel. Wir wis­sen, dass die Kli­ma­kri­se nicht mit die­sen COPs gelöst wer­den wird und wenn über­haupt, dann hat die­se COP bewie­sen, dass egal, wie vie­le Akti­vis­ten es gibt und wie groß der Druck ist, den Akti­vis­ten von außen auf die füh­ren­den Poli­ti­ker der Welt aus­üben, sie wer­den sich nicht ändern. Solan­ge sie es kön­nen, wer­den sie so wei­ter­ma­chen und aus­schließ­lich ver­su­chen, Schlupf­lö­cher in den Sys­te­men und Rah­men­be­din­gun­gen zu schaffen.

Es ist, als ob ihr Haupt­ziel der­zeit nicht ist, die Kli­ma­kri­se zu lösen und wirk­lich Wege nach vor­ne zu fin­den. Ihr Haupt­ziel ist, immer mehr Aus­re­den zu fin­den und kei­ne Maß­nah­men zu ergreifen.

Giord­a­no: Dei­ne Bot­schaft über Ehr­lich­keit war die Inspi­ra­ti­on unse­res Honest Govern­ment Ad über „Net­to-Null bis 2050“, zu wel­chem die­ser Pod­cast hier als Beglei­ter dient.
Als ich dich sagen hör­te, dass du dir von den Regie­run­gen mehr Ehr­lich­keit wünschst, mit ihrem Ver­sa­gen mit dem Kli­ma­not­stand umzu­ge­hen, da däm­mer­te es mir plötz­lich: „Hey, ich schrei­be die­se Serie mit dem Titel «Honest Govern­ment Ad». Viel­leicht kann ich hier Gre­ta hel­fen und mehr Men­schen hel­fen zu ver­ste­hen, was sie meint?”
Also warst du die wirk­li­che Inspi­ra­ti­on für die­ses Video. Du hast die­ses Video geteilt und Leu­te ermu­tigt, es anzu­schau­en. Denkst du, die­ses Video hilft die Lage, in der wir sind, zu erklä­ren? Und du darfst ehr­lich sein. Ich weiß, dass du ein Fan von Ehr­lich­keit bist.

Gre­ta: Ja, das tut es wirk­lich! Die­se Din­ge sind ent­schei­dend, sowohl um die Situa­ti­on ver­ste­hen, aber auch das Ver­ständ­nis zu ent­wi­ckeln, Druck auf die Leu­te aus­zu­üben, die an der Macht sind. Und die­ses Video war wirk­lich eines der bes­ten Din­ge, die ich je gese­hen habe.
Es hat sogar Klas­sen­ka­me­ra­den, die nor­ma­ler­wei­se nie mit mir über die­se Din­ge reden, dazu gebracht zu sagen: „Oh ich habe die­ses Video gese­hen, das war wirk­lich groß­ar­tig!“ So war es, es hat wirk­lich viel vom übli­chen Grund­rau­schen durchbrochen.

Giord­a­no: Das ist groß­ar­tig und natür­lich ist einer der Grün­de, dass es so ein durch­schla­gen­der Erfolg war, dass du einen Cameo-Auf­tritt dar­in hat­test, der alle umge­hau­en hat, weil du ein­fach wie aus dem Nichts auf­ge­taucht bist mit: „Hey ich bin Gre­ta“, und du hast die „auto­ri­siert durch“-Botschaft am Ende gespro­chen.
Also vie­len Dank, dass du dar­an teil­ge­nom­men hast.
Ich neh­me an, dass du die Vide­os schon gese­hen hast, es sei denn, du sagst ein­fach ja zu zufäl­li­gen Cameo-Anfragen.

Gre­ta: Ja!

Giord­a­no: Wann bist du auf «Honest Govern­ment Ads» gesto­ßen, ist das eine neue Sache oder…?

Gre­ta: Ja, ich mei­ne, ihr seid eine ziem­lich gro­ße Sache in der Kli­ma-Akti­ven-Bewe­gung.
Wir schau­en uns die­se Fol­gen immer an, wenn es eine neue gibt.
Wir haben zum Bei­spiel Tele­gram-Kanä­le mit Leu­ten, die wir ken­nen und wir tei­len sie immer dort. Also, es ist eine Sache, die wir uns wirk­lich ger­ne anschau­en, weil es so ehr­lich ist und es ist wirk­lich urkomisch.

Giord­a­no: Groß­ar­tig, das wer­de ich gleich mal in unse­re Bio­gra­fie auf unse­rer Web­sei­te auf­neh­men.
Okay, jetzt las­sen wir uns mal über die­se Ehr­lich­keit spre­chen.
Ich möch­te dir eine Fra­ge stel­len.
Du ver­bringst offen­sicht­lich sehr viel Zeit damit, über die Kli­ma­kri­se nach­zu­den­ken und dar­über, wie wir das Pro­blem, dem wir ent­ge­gen­se­hen, defi­nie­ren kön­nen und ich fra­ge mich, ob sich dei­ne Ansich­ten im Lau­fe der Jah­re geän­dert haben?
Im Jahr 2019, als du auf dem UN-Kli­ma­gip­fel gespro­chen hast, hast du eine his­to­ri­sche Rede gehalten:

Gre­ta (Mit­schnitt vom UN-Kli­ma­gip­fel 2019): „Wenn Sie die Situa­ti­on wirk­lich ver­stan­den hät­ten und wei­ter dar­in ver­sa­gen wür­den zu han­deln, dann wären Sie böse. Und das wei­ge­re ich mich zu glauben.”

Giord­a­no: Jetzt spu­len wir zwei Jah­re nach vor­ne: Du bist in den Stra­ßen von Glas­gow vor Tau­sen­den von Men­schen und Du sagst zu der Menge:

Gre­ta (Mit­schnitt einer Rede in Glas­gow): „Vie­le fan­gen an sich zu fra­gen, was noch nötig ist, damit die Men­schen an der Macht auf­wa­chen. Aber lasst uns Klar­text reden: Sie sind bereits wach und sie wis­sen ganz genau, was sie tun!“

Giord­a­no: Also, hast du dei­ne Mei­nung geän­dert, seit du die Rede 2019 gehal­ten hast? Und wenn ja: was hat dich dazu veranlasst?

Gre­ta:  Ich den­ke ein Stück weit. Aber bei der Rede, die ich 2019 gehal­ten hat­te, woll­te ich denen gegen­über auch naiv schei­nen, damit sie wirk­lich in sich gehen und sich des­sen bewusst wer­den, was sie tun.
Denn ich sage ja nicht, dass sie böse sind. Ich sage: wenn man die­se Din­ge tut, bedeu­tet dies, dass man böse ist. Was dazu führt, dass sie selbst die­se Schluss­fol­ge­rung zie­hen müs­sen.
Natür­lich hat­te ich schon damals mei­ne Ver­mu­tun­gen, dass sie wuss­ten, was sie taten. Aber nach­dem ich mich jah­re­lang stän­dig mit Men­schen getrof­fen hat­te, mit ihnen gespro­chen hat­te, ahn­te oder wuss­te ich wirk­lich, sie wis­sen, was die Kon­se­quen­zen ihres Han­delns sind.
Auch des­halb, weil sie die­se Zeit genau­so genutzt haben, um mit Men­schen zu spre­chen, um zu ver­ste­hen, was sie tun und was die Fol­gen ihrer Taten sind.

Giord­a­no: Weißt du, in Inter­views – und ich habe vie­le dei­ner Inter­views gese­hen – fra­gen dich Leu­te so oft, was du über dies oder jenes denkst, so wie ich das hier gera­de auch tue und du reagierst dann oft damit, die Auf­merk­sam­keit von dir selbst weg zu len­ken und alle dar­an zu erin­nern, dass sie dar­auf hören sol­len, was die Kli­ma­wis­sen­schaft­ler zu sagen haben: „Hört auf die Wis­sen­schaft!“
Wenn das pas­siert, dann fra­ge ich mich, ob du manch­mal schrei­en willst. Fühlt es sich so an, als wenn die Welt ver­rückt gewor­den wäre, wenn Jour­na­lis­ten und Pro­mi­nen­te einen Teen­ager fra­gen, was er oder sie über die exis­ten­zi­el­le Not­la­ge denkt, die alles Leben auf dem Pla­ne­ten bedroht, anstatt Kli­ma­wis­sen­schaft­ler zu befragen?

Gre­ta: Ich den­ke, dass es sehr, sehr absurd ist, dass die­se Fra­ge einem Teen­ager gestellt wird. Auch vie­len ande­ren Teen­agern wur­de die glei­che Fra­ge gestellt.
Wir tun dies, weil wir nicht alle Ant­wor­ten haben, abge­se­hen davon, dass wir die Kri­se wie eine Kri­se behan­deln und die Zah­len ehr­lich zäh­len soll­ten.
Ich mei­ne, wir wei­sen auf Lösun­gen hin, aber wir kön­nen nicht erwar­ten, dass Teen­ager die­se Fra­gen beant­wor­ten kön­nen.
Schon die Tat­sa­che, dass die­se Fra­ge uns über­haupt gestellt wird, ist absurd. Aber nicht so absurd wie die Tat­sa­che, dass die­se Fra­ge über­haupt irgend­je­man­dem gestellt wird: „Wie sol­len wir die­se Kri­se lösen?”
Wenn es eine Ant­wort auf die­se Fra­ge gäbe, wären wir nicht in die­sem Schla­mas­sel.
Wenn wir eine exis­ten­zi­el­le Not­la­ge ein­fach so lösen könn­ten, dann wäre es kei­ne Kri­se, son­dern nur ein Pro­blem. Also den­ke ich, dass dies auf so vie­len Ebe­nen absurd ist.

Giord­a­no: Weißt du, du hast die­se Rol­le über­nom­men, die Stim­men der Kli­ma­wis­sen­schaft­ler zu ver­stär­ken. Und du hast sie wirk­lich kraft­voll und effek­tiv ver­stärkt. Und um das zu tun, musst du dich auch mit der Wis­sen­schaft aus­ein­an­der­set­zen. Könn­test du eini­ge dei­ner Haupt­quel­len nen­nen, um die Kli­ma­wis­sen­schaft bes­ser zu ver­ste­hen?
Irgend­wel­che Emp­feh­lun­gen für ande­re, die das The­ma bes­ser ver­ste­hen wollen?

Gre­ta: Das hängt davon ab. Es ist wie ein Kanin­chen­bau. Ich wür­de mir wün­schen, es gäbe eine ein­zi­ge Quel­le, wo man alles nach­le­sen könn­te. Aber du musst dir die Infor­ma­tio­nen selbst zusam­men­su­chen.
Ich den­ke, wir bräuch­ten wirk­lich eine Web­site oder ein Buch oder einen Film oder eine Quel­le, wo man alle Din­ge fin­den kann, die man braucht, um die Gesamt­si­tua­ti­on zu ver­ste­hen.
Aber ich ver­las­se mich nor­ma­ler­wei­se auf die soli­des­ten wis­sen­schaft­li­chen Quel­len wie das IPCC, denn obwohl des­sen State­ments manch­mal sehr mode­rat aus­fal­len, ist es immer noch der gol­de­ne Stan­dard.
Außer­dem spre­che ich mit Wis­sen­schaft­lern, ich fol­ge vie­len Wis­sen­schaft­lern in den sozia­len Medi­en, um zu sehen, was sie sagen, wie sie ver­schie­de­ne Phä­no­me­ne und Ankün­di­gun­gen kom­men­tie­ren und so wei­ter.
Aber die Infor­ma­tio­nen sind sehr breit ver­teilt, was einer­seits gut ist, weil man sei­ne Infor­ma­tio­nen aus ver­schie­de­nen Quel­len erhält, ande­rer­seits aber auch etwas Zeit erfor­dert, um die­se Quel­len zu fin­den und zu prü­fen, ob sie glaub­wür­dig sind oder nicht und so weiter.

Giord­a­no: Klar, also sich breit ein­le­sen.
Wo wir gera­de beim The­ma Kli­ma­wis­sen­schaft­ler sind: Ich fra­ge mich oft, war­um wir bei Kli­ma­de­mos nicht die Tra­di­ti­on haben, immer mit einem Kli­ma­wis­sen­schaft­ler als ers­ten Red­ner zu begin­nen oder zumin­dest einen Kli­ma­wis­sen­schaft­ler zu Wort kom­men zu las­sen. Das ist eine Stim­me, die oft fehlt. Und ich den­ke, die Arbeit, die du machst und sicher­lich auch das, was wir mit «Honest Govern­ment Ads» ver­su­chen, ist, die Kli­ma­kom­pe­tenz der Men­schen zu ver­bes­sern, damit sie ver­ste­hen, was es bedeu­tet, wenn sie Wor­te wie Koh­len­stoff­ab­schei­dung und ‑spei­che­rung oder Net­to-Null bis 2050 hören.
In die­sem Sin­ne leis­ten wir ähn­li­che Arbeit in die­ser Hin­sicht, aber letzt­lich ver­wei­sen wir immer wie­der auf die Wis­sen­schaft.
Wie du weißt, sind wir in Aus­tra­li­en zu Hau­se, und unse­re Regie­rung ist einer der größ­ten Mist­hau­fen, wenn es dar­um geht, fos­si­le Brenn­stof­fe aus­zu­bau­en und Ton­nen von sinn­lo­sem bla, bla, bla auszustoßen.

Gre­ta: Ja!

Giord­a­no: Ver­folgst Du, was hier in Aus­tra­li­en kli­ma­tech­nisch pas­siert und wenn ja, was hast du den Aus­tra­li­ern zu sagen, beson­ders den jun­gen Aus­tra­li­ern, von denen du vie­le immens inspi­riert hast, selbst Kli­ma­ak­ti­vis­ten zu werden.

Gre­ta: Natür­lich ver­fol­ge ich die Situa­ti­on an so vie­len Orten wie mög­lich und ich habe auch aus­tra­li­sche Freun­de in der Kli­ma­be­we­gung, die mir Geschich­ten erzäh­len, die ich manch­mal kaum glau­ben kann.

Giord­a­no: Da geht es uns auch nicht anders.

Gre­ta: Ja wirk­lich, wenn es nicht so schreck­lich wäre, wäre es urko­misch. aber ich den­ke, man muss auch in der Lage sein, dar­über zu lachen, solan­ge man alles dage­gen tut, was man kann, und man muss in der Lage sein, den Humor dar­in zu sehe.

Giord­a­no: Abso­lut, und du sag­test, du hast Freun­de hier in Aus­tra­li­en, sind das auch jun­ge Kli­ma­ak­ti­vis­ten in der Klimabewegung?

Gre­ta: Ja!

Giord­a­no: Das ist groß­ar­tig, fan­tas­tisch! Willst Du jeman­dem Hal­lo sagen?

Gre­ta: Ja, hal­lo Louis!

Aktivismus ist ein gesunder Weg, um Klimaangst zu reduzieren

Giord­a­no: Groß­ar­tig, okay, nun zu einer etwas weni­ger lus­ti­gen Fra­ge. Vie­le Kin­der im Alter mei­ner Kin­der, das ist das Alter, in dem du dir selbst der Kli­ma­kri­se bewusst wur­dest, was dich in eine tie­fe Depres­si­on stürz­te, vie­le Kin­der haben jetzt Angst vor der Kli­ma­kri­se. Hast du irgend­et­was für sie, wenn sie zufäl­lig zuhö­ren? Ich mei­ne, hast du ihnen etwas zu sagen? Oder ihren Eltern? Wie kön­nen Eltern auf Kin­der reagie­ren, die so reagieren?

Gre­ta: Ich habe das auch erlebt, also weiß ich in etwa, wie sich das anfühlt.
Ich den­ke, was mich da raus­ge­holt hat, war, dass die Leu­te um mich her­um ange­fan­gen haben, mir zuzu­hö­ren, was ich zu sagen hat­te, und mei­nen Sor­gen zu lau­schen.
Für eine lan­ge Zeit fühl­te es sich ein­fach so an, als ob jeder es ein­fach igno­rie­ren wür­de. Sie sag­ten: „mach’ dir kei­ne Sor­gen, sie wer­den das lösen, sie küm­mern sich dar­um“.
Das hat mich nur noch mehr beun­ru­higt, weil es bedeu­te­te, dass sie nicht ver­stan­den haben, dass die Men­schen an der Macht uns im Stich lie­ßen und dass die Leu­te so wenig Wis­sen über die Pro­ble­me hat­ten, mit denen wir kon­fron­tiert waren.
Also den­ke ich, wenn Du ein Eltern­teil bist: „Hör Dei­nem Kind zu, wenn es dar­über spricht!”
„Nimm Dei­ne Kin­der ernst, wenn sie dar­über spre­chen, denn das hier ist nicht nur etwas, das wir uns aus­den­ken! Kein Hirn­ge­spinst, nicht etwas, das Kin­der über­trei­ben, son­dern das ist der wis­sen­schaft­li­che Kon­sens, der uns sagt, dass dies pas­siert. Und wenn Du die Kin­der igno­rierst, dann bist Du selbst eine der Ursa­chen für die Sor­gen Dei­nes Kin­des, lei­der.”
Also wäre das mein Rat!

Und wenn du dich selbst so fühlst:  Was mir gehol­fen hat, war, dass die Leu­te um mich her­um mir zuge­hört haben. Aber auch, dass ich ange­fan­gen habe, Din­ge zu tun.
Es fing mit ganz klei­nen Din­gen an, wie z.B., das Licht aus­zu­schal­ten, wenn ich nicht im Zim­mer war und den Fleisch­kon­sum zu redu­zie­ren und so wei­ter. Und dann wur­de es mehr und mehr, und dann wur­de ich eine Kli­ma­ak­ti­vis­tin.
Selbst han­deln ist immer die bes­te Medi­zin gegen die­se Art von Din­gen, das blo­ße Gefühl etwas zu tun, dass du ein Teil von etwas Grö­ße­rem bist und dass das, was du tust, tat­säch­lich einen Ein­fluss hat.

Giord­a­no: Das sind wirk­lich wich­ti­ge Wor­te, und ich muss sagen, das ist auch tat­säch­lich der Grund, war­um wir tun, was wir tun. Ich mei­ne, es ist zum Teil um zu hel­fen, die Pro­ble­me zu lösen, aber es ist fast genau­so sehr, um uns selbst bei Ver­stand zu hal­ten. Ein­fach um etwas zu tun, denn wenn man nichts macht, dann… Nein, wie du sag­test, es ist die Medizin.

Hoffnung ist in uns allen

Giord­a­no: Zu einem ähn­li­chen The­ma: Ich woll­te dich zu den unter­schied­li­chen Stra­te­gien fra­gen, mit der Kli­ma­kri­se umzu­ge­hen.
Bevor du auf­ge­taucht bist, war die akzep­tier­te Stra­te­gie des Kli­ma-Akti­vis­mus, sich auf die Hoff­nung zu kon­zen­trie­ren und nicht zu pes­si­mis­tisch zu sein. Und die Leu­te sag­ten, sei nicht zu nega­tiv, weil Stu­di­en gezeigt haben, dass die­se Art von Nach­rich­ten die Leu­te abschre­cken kann.
Ich per­sön­lich habe das nie ver­stan­den, nicht ein­mal als Teen­ager. Für mich ist es viel beru­hi­gen­der, mit Rea­li­tät umzu­ge­hen und sie wahr­zu­neh­men, wie sie ist, denn dann wür­den wir sicher­lich ver­su­chen etwas dar­an zu ändern.
Aber dann kamst du daher und hast die­se Men­ta­li­tät ver­än­dert, indem du gezeigt hast, dass Wahr­heit und Ehr­lich­keit die Men­schen nicht abschre­cken, son­dern statt­des­sen Mil­lio­nen auf die Stra­ße brin­gen. Und es ist ein­neh­mend und inspi­rie­rend.
War­um glaubst du, dass die­se Bot­schaft der Ehr­lich­keit über die Rea­li­tät, mit der wir kon­fron­tiert sind, so viel Anklang fin­det bei Men­schen über­all auf der Erde?

Gre­ta: Ich weiß nicht… jeder sagt, wir brau­chen Hoff­nung und alle sagen immer wie­der, wir brau­chen Hoff­nung, wir brau­chen Hoff­nung um zu han­deln. Aber ich den­ke, dass wir Hoff­nung neu defi­nie­ren müs­sen. Und wie Du sagst: ich schöp­fe kei­ne Hoff­nung dar­aus, wenn man mir sagt, dass alles gut wird, dass wir auf dem rich­ti­gen Weg sind, dass wir Fort­schrit­te machen, wenn das tat­säch­lich so nicht stimmt.
Ich fin­de, Hoff­nung ist, ehr­lich zu sein, Hoff­nung ist, zu han­deln und sich der Rea­li­tät zu stel­len, so wie sie ist, auch wenn es manch­mal sehr unan­ge­nehm und furcht­ein­flö­ßend ist.
Der ein­zi­ge Weg vor­wärts, mit der Situa­ti­on umzu­ge­hen, ist, sie zu ver­ste­hen, ehr­lich dar­über zu sein und uns ihr stel­len, wie sie ist. Denn nur dann wer­den wir in der Lage sein etwas dar­an zu ändern

Giord­a­no: Aber die Tat­sa­che, dass es so viel Anklang gefun­den hat, zeigt das dir, dass vie­le Men­schen eben­so emp­fin­den? Dass man auf so eine Art Zünd­fun­ken gewar­tet hat und die Leu­te dann plötz­lich sagen: „Oh, dan­ke ver­dammt, jetzt kön­nen wir wirk­lich ehr­lich dar­über reden“.

Gre­ta: Ja, das den­ke ich oder hof­fe es zumindest.

Giord­a­no: Das wird eines Tages von Anthro­po­lo­gen zu ent­schei­den sein.

Gre­ta: Ja, aber ich den­ke, wenn es so ist, dass ein Kind mit­ten auf der Stra­ße steht und Autos mit vol­ler Geschwin­dig­keit auf das Kind zura­sen, dann schaut man nicht weg, weil es zu unan­ge­nehm ist, son­dern dann rennt man hin und ret­tet das Kind. Ich den­ke, das ist die Art von Her­aus­for­de­rung, vor der wir jetzt ste­hen.
Natür­lich möch­te man am liebs­ten abseits ste­hen und zuse­hen, weil das beque­mer ist, aber wie Men­schen sind…, wenn es einen Not­fall gibt, dann kön­nen wir reagie­ren. Wir kön­nen eine Not­fall­re­ak­ti­on zei­gen.
Schau’ Dir an, wie wir mit der Coro­na-Pan­de­mie umge­gan­gen sind.
Ich mei­ne, wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie haben wir ja auch nicht gesagt: „Oh nein, das ist uns zu unbe­quem“. Wir haben uns zusam­men­ge­ris­sen und gehan­delt.
Das, was uns zum Han­deln ver­an­lasst hat, war nicht die Tat­sa­che, dass wir uns gegen­sei­tig inspi­riert haben und gesagt haben, oh, es ist so gemüt­lich, drin­nen zu blei­ben und kei­ne Leu­te zu tref­fen, oder hoff­nungs­vol­le Geschich­ten über Leu­te, die das Coro­na­vi­rus hat­ten und über­lebt haben, son­dern, was uns zum Han­deln ver­an­lasst hat, war eher die Tat­sa­che, dass wir han­deln muss­ten.
Es war eine Art Angst davor, was pas­sie­ren wür­de, wenn wir nicht reagie­ren wür­den, weil wir dann per­sön­lich betrof­fen wären, sei es, dass wir selbst getrof­fen wor­den wären, unse­ren Job ver­lie­ren wür­den oder dass jemand, den wir lie­ben, krank wer­den oder sogar ster­ben wür­de.
Ich mei­ne, die­se Ängs­te waren sehr berech­tigt, sie brach­ten uns zum Han­deln.
Und ich den­ke, das zeigt, dass es nicht nur inspi­rie­ren­de Reden sein kön­nen, die uns wäh­rend der Kli­ma­kri­se zum Han­deln brin­gen. Son­dern wir müs­sen auch reagie­ren, müs­sen erken­nen, was pas­sie­ren wird, wenn wir nichts tun.

Über Demokratie, Gerechtigkeit und indigene Kulturen

Giord­a­no: Neben der Ehr­lich­keit, einer der Haupt­bot­schaf­ten, über die Du gespro­chen hast und auf die Du dich fokus­sierst, ist es die Demo­kra­tie. In einem Inter­view sag­test Du kürz­lich, Demo­kra­tie sei die ein­zi­ge Lösung für die Kli­ma­kri­se.
Kannst Du ein wenig über Demo­kra­tie spre­chen und war­um Du sie eng mit prak­ti­zier­tem Kli­ma­schutz ver­knüpft siehst?

Gre­ta: Ja, ich mei­ne, wir kön­nen sehen, was uns dazu gebracht hat, uns zu bewe­gen – auch wenn es bei wei­tem nicht genug ist – wir haben doch Fort­schrit­te gemacht, ver­gli­chen mit vor ein paar Jah­ren. Und das ist erreicht wor­den, weil es gro­ße Demons­tra­tio­nen gege­ben hat.
Die Men­schen machen Druck, sie benut­zen ihre Macht als demo­kra­ti­sche Gesell­schaft mit dem Ziel, Poli­ti­ker anzu­trei­ben. Und wenn wir das nicht gemacht hät­ten, dann wüss­te ich nicht, wo wir jetzt wären. Also das zeigt, dass dies der ein­zi­ge Weg vor­wärts ist.
Wir wis­sen, dass, solan­ge die Leu­te an der Macht damit durch­kom­men, nichts zu tun, sie wei­ter­hin das machen wer­den, was sie immer schon gemacht haben: die Infra­struk­tur für fos­si­le Brenn­stof­fe aus­bau­en, die fos­si­len Brenn­stof­fe wei­ter sub­ven­tio­nie­ren und so wei­ter.
Aber wenn wir unse­re Macht, die wir in Demo­kra­tien haben, nut­zen und wirk­lich auf Ver­än­de­run­gen drän­gen, dann kann sich das ändern. Denn in demo­kra­ti­schen Gesell­schaf­ten haben die Men­schen die Macht und das fin­de ich extrem hoff­nungs­voll. Wenn wir die­se Mög­lich­keit nicht hät­ten, die­se Chan­ce, ich weiß nicht, was wir machen wür­den. Ich weiß nicht, wo wir dann wären.
Und wir sehen, dass in Län­dern, in denen die Men­schen die­se Rech­te nicht haben, wie zum Bei­spiel in Chi­na, Akti­vis­ten mit vie­len Schwie­rig­kei­ten kon­fron­tiert sind. Und sie haben nicht die­se gro­ßen Bewe­gun­gen, die in die rich­ti­ge Rich­tung drän­gen kön­nen. Also ist das wirk­lich der ein­zi­ge Weg nach vor­ne. Und es scheint, dass eini­ge Leu­te das gegen die Kli­ma­ak­ti­vis­ten ver­wen­den. Sie sagen, dass wir kei­ne Demo­kra­tie wol­len, dass wir eine Art Öko-Dik­ta­tur wol­len, was nicht fal­scher sein könn­te. Aber das liegt dar­an, dass sie kei­ne Argu­men­te mehr haben. Also erfin­den sie ein­fach Din­ge über uns, obwohl das das genaue Gegen­teil von dem ist, was wir sagen.

Giord­a­no: Es gibt unglaub­lich vie­le Din­ge, die über dich erfun­den wur­den. Ich möch­te das nicht noch ver­stär­ken, also wer­den wir das nicht ver­tie­fen. Aber es ist verrückt.

Eine ande­re Sache, über die du oft gespro­chen hast, ist Gerech­tig­keit, wenn du über die Kli­ma­kri­se sprichst. Du hast das Kon­zept der Gerech­tig­keit erwähnt und ich habe mich gefragt, ob du den Zuhö­rern erklä­ren könn­test, was du mit Gerech­tig­keit im Zusam­men­hang mit Kli­ma­schutz-Akti­vi­tä­ten meinst.

Gre­ta: Wir müs­sen uns vor Augen hal­ten, dass die Kli­ma­kri­se eine sich beschleu­ni­gen­de Kri­se ist. Koh­len­stof­fe, die wir in die Atmo­sphä­re emit­tie­ren, blei­ben sehr, sehr lan­ge dort oben. Daher geht es in der Kli­ma­kri­se nicht nur dar­um, was wir jetzt oder in Zukunft aus­sto­ßen, damit wir eine Chan­ce von 66 % haben, unge­fähr unter 1,5 Grad Tem­pe­ra­tur­er­hö­hung zu blei­ben. Etwa 90 % die­ses CO₂-Bud­gets sind bereits auf­ge­braucht. Das bedeu­tet, dass his­to­ri­sche Emis­sio­nen fast 90 % der Kli­ma­kri­se aus­ma­chen; also neun Zehn­tel. Und wir kön­nen die­se Tat­sa­che doch nicht ein­fach igno­rie­ren. Wir dür­fen doch nicht igno­rie­ren, dass wir uns mit­ten in der Kli­ma­kri­se befin­den. Die­se begann, als wir anfin­gen, ande­re Men­schen aus­zu­beu­ten und das Land und die Res­sour­cen ande­rer Men­schen zu steh­len. Und die Kli­ma­kri­se exis­tiert nicht nur in einem Vaku­um. Daher müs­sen Gerech­tig­keit und Kli­ma­ge­rech­tig­keit im Mit­tel­punkt jeder Lösung ste­hen.
Denn wenn wir die ver­blei­ben­den CO₂ ‑Bud­gets ver­tei­len wol­len, müs­sen wir dies so tun, dass Staa­ten, die mehr emit­tiert haben, unwei­ger­lich einen klei­ne­ren Teil die­ses ver­blei­ben­den CO₂ ‑Bud­gets bekom­men dür­fen. Und Staa­ten, die weni­ger emit­tiert haben und von den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels am här­tes­ten getrof­fen wer­den, wer­den einen sehr gro­ßen Teil die­ses CO₂-Bud­gets brau­chen, um sich sowohl an die Kli­ma­kri­se anzu­pas­sen als auch den Lebens­stan­dard durch den Auf­bau von Infra­struk­tu­ren, die wir im soge­nann­ten glo­ba­len Nor­den schon gebaut haben, indem wir zu einem gro­ßen Teil fos­si­le Brenn­stof­fe ver­brannt haben.

Inso­fern ist unser CO₂-Bud­get­an­teil schon berück­sich­tigt. Doch eini­ge Staa­ten müs­sen das noch in Zukunft machen. Natür­lich müs­sen wir sicher­stel­len, dass die­se Staa­ten es auf die rich­ti­ge Art und Wei­se tun kön­nen, auf nach­hal­ti­ge Wei­se. Aber es muss trotz­dem getan wer­den. Die­se Staa­ten müs­sen in der Lage sein, ihren Lebens­stan­dard zu erhö­hen. Denn wer bin ich, den Leu­ten in den am meis­ten betrof­fe­nen Gebie­ten vor­zu­schrei­ben, dass sie ihren Lebens­stan­dard nicht erhö­hen kön­nen, sie nicht so leben kön­nen wie ich, weil wir eine Kli­ma­kri­se haben, die mein Teil der Welt ver­ur­sacht hat und die sie so betrifft.

Und natür­lich die gro­ße Fra­ge von Kli­ma­fi­nan­zie­rung, Ver­lus­ten und Schä­den. Dafür wur­de eine Zah­lung von jähr­li­chen 100 Mil­li­ar­den US-Dol­lar ver­spro­chen an die Län­der, die am stärks­ten betrof­fen sind und die­je­ni­gen, die am wenigs­ten ver­ur­sacht haben. Aber die­ses Geld ist immer noch nicht geflos­sen und das ist ein gro­ßes The­ma wäh­rend der COP, was gut ist. Es braucht mehr Raum, da bin ich sicher. Ich kann jetzt nicht alle Aspek­te nen­nen, aber Kli­ma­ge­rech­tig­keit ist das Herz­stück des Pari­ser Abkom­mens und das ist auch ein wich­ti­ger Grund, war­um die COP-Eini­gung gera­de in Gefahr ist.

Denn wenn Län­der wie mein Schwe­den oder dein Aus­tra­li­en, wenn wir die­se Din­ge nicht ein­mal tun kön­nen; wir, die die größ­ten, die bes­ten Mög­lich­kei­ten dazu haben: wie kön­nen wir erwar­ten, dass die Men­schen und Län­der in den am stärks­ten betrof­fe­nen Gebie­ten uns ernst neh­men und ihre Ver­pflich­tun­gen aus dem Pari­ser Abkom­men erfül­len?
Also gibt es hier wirk­lich eine gro­ße Lücke. Und es zeigt schlicht, wenn wir den Aspekt der Gerech­tig­keit igno­rie­ren, wer­den Men­schen wütend. Vor allem die­je­ni­gen, die schon heu­te betrof­fen sind, wer­den wütend und dann ist alles in Gefahr. Ja, alles ist in Gefahr, das zeigt ein­fach die Bedeu­tung der Zusammenarbeit.

Giord­a­no: Abso­lut! Ich mei­ne, es macht alles so kom­pli­ziert, aber gleich­zei­tig ist das der rich­ti­ge Weg, es anzu­ge­hen. Du hast den Kolo­nia­lis­mus erwähnt, wäh­rend du dar­über gespro­chen hast, und ich habe bemerkt, dass du oft gehol­fen hast, die Stim­men der indi­ge­nen Völ­ker in dei­nem Akti­vis­mus zu ver­stär­ken, als du in Nord­ame­ri­ka warst. Du hast Stan­ding Rock besucht und ich habe mich gefragt, ob du ein wenig dar­über spre­chen könn­test, wie du gelernt hast.

Gre­ta: Ich den­ke, das war etwas, das ich unter­wegs gelernt habe, weil dar­über nicht gespro­chen wird, weil es in den Main­stream-Medi­en nicht the­ma­ti­siert wird oder die Leu­te nicht wirk­lich auf einer all­ge­mei­nen Ebe­ne dar­über dis­ku­tie­ren.
Nach­dem ich also mit vie­len Men­schen gespro­chen habe als Teil der Kli­ma­be­we­gung, wur­de mir klar, wie wich­tig es ist, dass die indi­ge­ne Bevöl­ke­rung eine Stim­me hat. Das zeigt, wie sehr wir es ver­säumt haben zu kom­mu­ni­zie­ren, dass die indi­ge­nen Völ­ker an vor­ders­ter Front des Kli­ma­not­stands ste­hen. Dass sie die­je­ni­gen sind, die schon jetzt am här­tes­ten und als ers­te betrof­fen sind, und dass zum Bei­spiel Pipe­lines auf indi­ge­nem Land gebaut wer­den.
Aber auch, dass sie die Kämp­fe gegen den Kli­ma­not­stand anfüh­ren. Nur als Bei­spiel: Die indi­ge­nen Völ­ker im Ama­zo­nas, die den Regen­wald ver­tei­di­gen. Doch auch in jedem ande­ren Teil der Welt ver­tei­di­gen indi­ge­ne Völ­ker ihr Land. Nicht nur um ihrer selbst wil­len, son­dern um jeder­manns wil­len, um des gan­zen Pla­ne­ten wil­len!
Und es wird nicht kom­mu­ni­ziert, dass indi­ge­ne Völ­ker die­je­ni­gen sind, die den Kampf gegen das Kli­ma anfüh­ren. Aber auch, wenn wir Lösun­gen für die Kli­ma­kri­se fin­den, die indi­ge­ne Völ­ker nicht mit ein­be­zie­hen, wenn wir indi­ge­nes Wis­sen nicht mit ein­be­zie­hen, dann ist das nicht wirk­lich eine Lösung. Denn indi­ge­ne Völ­ker bewah­ren etwa 80% der ver­blei­ben­den Arten­viel­falt. Also zeigt das, dass indi­ge­nes Wis­sen ent­schei­dend ist, um den Pla­ne­ten zu bewah­ren und die gegen­wär­ti­gen und zukünf­ti­gen Lebens­be­din­gun­gen zu schützen.

Giord­a­no: Gre­ta, du bist bei wei­tem eine der bekann­tes­ten Kli­ma­schüt­ze­rin­nen der Welt, aber es gibt auch ande­re jun­ge Kli­ma­ak­ti­vis­ten auf der gan­zen Welt, auf allen Kon­ti­nen­ten. Gibt es eini­ge, die du beson­ders für die Arbeit, die ihr macht, erwäh­nen möch­test, eini­ge, die dich beson­ders inspirieren?

Gre­ta: Natür­lich, aber ich wür­de ger­ne jeden ein­zel­nen erwäh­nen. Es fühlt sich so an, als ob ich, wenn ich eini­ge erwäh­nen wür­de, nicht alle erwäh­nen würde …

Giord­a­no: Ja, das ist eine unfai­re Fra­ge, tut mir leid …

Gre­ta: Ja, aber es ist so: die Gemein­schaft, die wir haben, ist so stark und es gibt so vie­le Men­schen, die aner­kannt wer­den müs­sen, so vie­le Men­schen, deren Stim­men gestärkt wer­den müs­sen, so vie­le Men­schen, die eine viel grö­ße­re Platt­form brau­chen, weil sie so viel wich­ti­ge Din­ge zu sagen haben. Vor allem Men­schen aus den am stärks­ten betrof­fe­nen Gebie­ten, soge­nann­te MAPA: am stärks­ten betrof­fe­ne Men­schen in Gebie­ten der indi­ge­nen Völ­ker, über die wir gespro­chen haben, weil sie die­je­ni­gen sind, die wirk­lich ein Mikro­fon brau­chen. Und ich den­ke, es ist Zeit für die Akti­vis­ten, in den am wenigs­ten betrof­fe­nen Gebie­ten LAPA (Least Affec­ted Peo­p­le in Are­as), das Mikro­fon zu über­ge­ben an die am meis­ten betrof­fe­nen Men­schen in den Gebie­ten MAPA (Most Affec­ted Peo­p­le in Areas).

Giord­a­no: Habt ihr alle so etwas wie eine Signal-Chat-Grup­pe, in der ihr zusam­men kom­mu­ni­ziert, seid ihr in Kon­takt und habt ihr eine Art Gemein­schaft, zu der ihr gehört?

Gre­ta: Ja, defi­ni­tiv, wir haben täg­lich Kon­tak­te durch vie­le Chats, vie­le Arbeits­grup­pen-Chats, aber auch vie­le Spam-Chats, in denen wir buch­stäb­lich Unsinn schrei­ben, was wich­tig ist, um gesund zu blei­ben, schät­ze ich.

Giord­a­no:  Ja, das ist groß­ar­tig!
Ich wer­de dich gehen las­sen, weil ich weiß, dass du noch zu tun hast, und ich woll­te dich nur noch nach dem Gerichts­ver­fah­ren fra­gen. Du und 13 ande­re jun­ge Leu­te aus der gan­zen Welt rei­chen eine Kla­ge bei der UNO ein, um dar­auf zu drän­gen, einen Not­fall der Stu­fe drei zu erklä­ren. Stu­fe drei ist die höchs­te Stu­fe des Not­falls, die die UNO für die Covid Pan­de­mie aus­ge­ru­fen hat. Kannst du ein wenig über die­sen Fall spre­chen und was er für dich bedeutet?

Gre­ta: Zunächst ein­mal sind es vor allem ande­re Leu­te, die dar­auf gedrängt haben, und ich bin nur eine von vie­len. Aber es ist eine Art, die Auf­merk­sam­keit auf die Tat­sa­che zu len­ken, dass dies tat­säch­lich ein Not­fall ist. Und wenn wir es nicht als Not­fall behan­deln, wer­den wir nicht in der Lage sein, etwas zu errei­chen. Also ist es wich­tig, die Auf­merk­sam­keit auf die­se Tat­sa­che zu len­ken und auch auf die Heu­che­lei. Dass wir sagen, es ist ein Not­fall, aber wir han­deln nicht danach.

Giord­a­no: Gre­ta, nur aus Neu­gier, gibt es eine Fra­ge, die du dir wünschst, in Inter­views gefragt zu wer­den, die dir aber nie gestellt wird?

Gre­ta: Ich weiß nicht. Okay, ich bin sicher, es gibt viele.

Giord­a­no: Aber gibt es etwas, von dem du sagst, war­um fragst du mich nicht danach und nie­mand fragt danach?

Gre­ta: Nein, ich weiß nicht, ich bin sicher, es gibt vie­le, aber mir fällt jetzt nichts ein.

Giord­a­no: Du wirst wahr­schein­lich alles gefragt.
Gre­ta, ich dan­ke dir viel­mals dafür, dass du bei uns im Juice Media Pod­cast mit­machst. Ich weiß, du hast eine Men­ge zu tun zwi­schen „In-den-Hin­tern-Tre­ten“ und all dei­ner schu­li­schen Arbeit neben­bei. Du bist jetzt im letz­ten Schul­jahr, ist das korrekt?

Gre­ta: Nein, ich bele­ge das zwei­te Jahr der High-School, ich habe noch ein wei­te­res Jahr danach.

Giord­a­no: Okay, ich hab’s ver­stan­den und …

Gre­ta: Ich hab’ noch etwas Zeit zu ent­schei­den, was ich danach machen will.

Giord­a­no: Nun, hast du dar­über nach­ge­dacht oder ist da noch etwas?

Gre­ta: Also, ja, ja, aber ich weiß es jetzt nicht. Ich bin gera­de nicht ori­en­tiert. (lacht)

Giord­a­no: Was völ­lig nor­mal klingt, den­ke ich. Uns allen ging es schon mal so. Also, genie­ße die­ses Gefühl.
Noch ein­mal, Gre­ta, dan­ke für alles, was du tust, im Namen von mir und unse­rem Team, Lucie, unse­ren Schau­spie­le­rin­nen Zoë und Ellen und unse­ren zwei klei­nen Jungs Juno und Luca, für die du so viel tust. Alle unse­re Unter­stüt­zer: innen möch­ten dir sagen: Dan­ke, wir lie­ben dich! Dan­ke, dass du dafür sorgst, dass sich Poli­ti­ker fair und offen ver­hal­ten. Wir ste­hen voll und ganz hin­ter dir.

Gre­ta: Dan­ke! Dan­ke dafür, dass ich dabei sein durf­te. Und ich möch­te auch Grü­ße von allen in der Kli­ma­be­we­gung schi­cken, vor allem von der Elch­kult-Initia­ti­ve in Schweden.

Giord­a­no: Also vie­len Dank, Gre­ta, du auch!

[Applaus]

Nun, das bringt uns zum Ende die­ser Fol­ge des Juice Media Pod­casts.
Ich hof­fe, es hat euch gefal­len, Gre­ta spre­chen zu hören. Es ist selt­sam, aber ich bin mir sicher, eini­ge von euch spü­ren es auch: es ist, als ob wir uns schon immer gekannt hät­ten. Viel­leicht, weil sie eine sol­che Prä­senz und Inspi­ra­ti­on in unse­rem Leben in den letz­ten drei Jah­ren gewe­sen ist. Sicher­lich für uns hier bei The Juice Media und sicher auch für vie­le von euch und defi­ni­tiv für eure Kin­der im Teenageralter.

Wie ich am Anfang sag­te, habe ich die­se «Honest Govern­ment Ad» geschrie­ben, um Gre­tas Auf­ruf an Regie­run­gen zu unter­stüt­zen, hin­sicht­lich der Kli­ma­kri­se ehr­lich zu sein.
Aber ich habe es auch gemacht, weil ich ver­mu­tet habe, dass die Staats- und Regie­rungs­chefs ihrer For­de­rung nicht nach­kom­men wer­den. Und so woll­te ich auf einer per­sön­li­chen Ebe­ne ein­fach etwas tun, um sie glück­lich zu machen.
Ich weiß, dass das albern ist: schließ­lich ist es nur ein blö­des Video. Aber ich den­ke auch, dass es eine gewis­se Kraft hat, die Welt vor­weg­zu­neh­men, die wir sehen wol­len. Denn wenn wir den Men­schen hel­fen kön­nen, sich vor­zu­stel­len, wie Ehr­lich­keit aus­sieht, kön­nen wir ihnen hel­fen, den Unter­schied zwi­schen die­sen Din­gen und dem Bla, Bla, Bla, wie Gre­ta es nennt, zu erkennen.

Dan­ke an Ellen, die mir gehol­fen hat, den Juice Media Pod­cast zu bear­bei­ten. Und wie immer dan­ke an unse­re Unter­stüt­zer: innen, die den Pod­cast und «The Honest Govern­ment Ads» mög­lich machen, vor allem an unse­re Patre­on Pro­du­cer, die uns über unse­re höchs­te Stu­fe von AUD 100 pro Monat unter­stüt­zen. Danke!

Wenn du unse­re Arbeit schätzt, unter­stüt­ze uns bit­te auf Patre­on.
Und wenn euch der Pod­cast gefal­len hat, gebt uns bit­te eine net­te Bewer­tung auf iTu­nes und emp­fehlt ihn euren Freun­den, eurer Fami­lie und euren Haus­tie­ren, damit wir das Wort ver­brei­ten können.

Ihr habt den Juice Media Pod­cast mit Giord­a­no gehört.
Wir sehen uns sehr bald in unse­rem nächs­ten «Honest Govern­ment Ad». Bis dahin: passt auf euch auf!